Für die Mastbetriebe sind sie vor allem eines: ein schlechtes Geschäft. Denn männliche Küken legen weder Eier, noch werden sie genügend schnell feiss, um ein saftiges Poulet abzugeben. Die Fleischindustrie hat keine Verwendung für sie. Jedes Jahr werden deshalb in der Schweiz zwei Millionen männlicher Küken vergast.
Die massenhafte Vernichtung durch CO2 finden mittlerweile nicht nur Tierschützer problematisch, wie ein Blick über die Grenze zeigt. In Österreich dürfen männliche Küken von Biolegehennen ab nächstem Jahr nicht mehr getötet werden. In Deutschland kämpfen die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen für ein Verbot der Massentötung.
Einen anderen Ansatz wählt die Schweiz. Hier kommt das Zweinutzungshuhn zum Einsatz. Der Detailhändler Coop startete Anfang 2014 einen Versuch mit 5000 Zuchtbibeli auf Biobauernhöfen. Der Vorteil der neuen Rasse: Die Weibchen liefern Eier, die Gockel Fleisch.
Der Test war erfolgreich. Jetzt nimmt der Detailhändler das Zweinutzungshuhn fix ins Sortiment auf. «Wir spüren, dass bei den Konsumenten ein Umdenken stattgefunden hat. Die Kritik an der modernen Eier- und Fleischproduktion wächst», sagt Coop-Sprecher Ramon Gander (30).
Die Konsumenten seien bereit, höhere Preise zu zahlen. Denn im Gegensatz zu spezialisierten Fleisch- oder Eierrassen ist das Zweinutzungshuhn weniger leistungsfähig. Es braucht länger, um dieselbe Menge Protein zu erzeugen wie konventionelle Hühner. Die Folge: Ein 6er-Pack Eier vom Zweinutzungshuhn kostet Fr. 5.95. Für sechs Bioeier verlangt der Detailhändler Fr. 4.95.
Trotz des Aufpreises entspreche das Zweinutzungshuhn einem Bedürfnis, sagt auch der Präsident des Schweizer Bauernverbandes, Markus Ritter (48). «Es ist gut, dass einzelne Produzenten darauf setzen. Damit hat der Konsument die Wahl.» Als Allheilmittel gegen die Kükentötung sieht er das Superhuhn aber nicht. Für den flächendeckenden Einsatz müsse die Legeund Mastleistung optimiert werden. Im Klartext: Das Superhuhn muss noch besser werden. Erst dann ist seine Mission erfüllt.