Im Wahljahr 2019 wird über alles gestritten, nur nicht über den Arbeitsmarkt. An dieser Front ist es verdächtig ruhig. Der Bund notierte im Februar 2,7 Prozent Arbeitslose.
Angesichts dieser entspannten Zahlen geht vergessen: «Leider kommt der Aufschwung nicht bei allen an. Die Erwerbslosenquote stieg bei den 55- bis 64-Jährigen sogar leicht an», stellt Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB), besorgt fest. Es sei eine Trendwende. Ältere sind schneller von Arbeitslosigkeit bedroht als früher. Gleich zwei Effekte befeuern das. Erstens: Die Pensionskassen sind unter Druck. Deshalb ist es schwieriger geworden, ältere Arbeitnehmende in die Frühpension zu schicken.
«Oft bei Temporärfirmen angestellt»
Und zweitens: «Heute sind Ältere öfter bei Temporärfirmen angestellt. Sie haben oft keine andere Wahl. Und als Temporärangestellter ist man Manövriermasse», so Lampart. Über 50-Jährige auf Stellensuche haben es besonders schwer. Für sie fühlt sich der Arbeitsmarkt oft an wie zubetoniert. Deshalb haben Bund, Kantone und Sozialpartner die «Konferenz ältere Arbeitnehmende» ins Leben gerufen. Vorschläge zur Verbesserung von deren Situation werden Anfang Mai präsentiert. Auf Anfrage verweist das Wirtschaftsdepartement Seco darauf, dass die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr gefallen sei – auch bei den über 55-Jährigen.
Gewerkschafts-Chefökonom Lampart hält den Vergleich mit dem Vorjahr für eine «träge Messgrösse». Seine Analyse sei genauer. Er fordert einen besseren Kündigungsschutz für langjährige Angestellte in höherem Alter. Denn: «Wir sind etwas erschrocken, als wir feststellten, dass die Arbeitslosigkeit bei den Ü55 bereits wieder steigt.»