Auf einen Blick
Die Welt ist aus den Fugen: Krieg in der Ukraine, Krieg im Nahen Osten und Krisen, wohin man schaut. Klimakrise, Migrationskrise, Handelskrise, Kaufkraftkrise, Letztere macht auch vor der Schweiz nicht Halt – Stichwort Krankenkassenprämien und Mieten.
Doch zwischen gefühlter Krisenstimmung und Realität klafft eine grosse Lücke. Es läuft nicht alles schlecht. Früher war nicht alles besser, im Gegenteil: vor allem in der Schweiz, die immer reicher, gesünder und sicherer wird. Auch global laufen Entwicklungen, die Hoffnung machen.
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So etwa haben Hunger und Armut in den letzten Jahrzehnten abgenommen. Die Zahl der Menschen, die mit weniger als 2.15 Dollar pro Tag auskommen müssen – so die neuste Definition von extremer Armut –, ist seit 1990 von 2 Billionen auf 700 Millionen gefallen.
Gegen den globalen Trend entwickelte sich jedoch die Armutssituation im südlichen Afrika. Dort ist die Zahl der Ärmsten in den letzten zehn Jahren von 380 auf 464 Millionen gestiegen. Da die Bevölkerung von 950 auf 1240 Millionen gewachsen ist, hat jedoch die Armutsquote auch in der ärmsten Region abgenommen.
Mit den höheren Einkommen steigt auch die Lebenserwartung. Wer heute in Afrika zur Welt kommt, kann mit einem Alter von 64 Jahren rechnen. Noch in den 1990er-Jahren betrug die Lebenserwartung auf dem afrikanischen Kontinent kaum mehr als fünfzig Jahre. Weltweit ist die Lebenserwartung seit dem Zweiten Weltkrieg von 45 auf 73,3 Jahre gestiegen. Am ältesten werden die Menschen in Japan, Südkorea und der Schweiz.
Ein Grund für die steigende Lebenserwartung ist die geringere Kindersterblichkeit, vor allem in den ärmeren Regionen. In Afrika sterben noch sechs von hundert Kindern vor dem fünften Lebensjahr, 1950 war es jedes dritte Kind gewesen. In Asien ist die Kindersterblichkeit seit 1960 von 25 auf 2,6 Prozent gefallen, weltweit von 27 auf 4,3 Prozent. Am höchsten ist die Kindersterblichkeit in Somalia, am niedrigsten in Japan und in Skandinavien.
In den reichen Industrieländern liegt die Kindersterblichkeit schon seit den 1950er-Jahren unter 5 Prozent. Der Hauptgrund für die steigende Lebenserwartung ist hier ein anderer: die bessere medizinische Versorgung und neue Therapien.
Besonders augenfällig ist das bei Krebs. Eine Diagnose ist kein Todesurteil mehr. Selbst bei Krebsarten mit hoher Mortalität haben sich die Lebensaussichten seit den Neunzigerjahren erheblich verbessert. Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs zum Beispiel ist die Überlebensquote ein Jahr nach der Diagnose von 16 auf fast 50 Prozent gestiegen, zeigen Daten der nationalen Krebsregistrierungsstelle. Das ist die andere Seite der steigenden Gesundheitskosten.
Auch das Risiko, im Strassenverkehr oder durch Gewalt zu sterben, hat erheblich abgenommen. Die Schweiz ist sicherer geworden: Das zeigt die Unfall- und Kriminalstatistik. Letztes Jahr wurden 141 Verurteilungen von schweren Verbrechen wie Mord und Tötung gezählt. In den 1980er-Jahren waren es über vierhundert Fälle gewesen, und das bei einer Bevölkerung von 6,5 Millionen. Noch stärker sind die Opferzahlen im Strassenverkehr gesunken. 2023 starben 236 Personen. Vor vierzig Jahren kamen im Schnitt tausend Menschen ums Leben.
Die Schweiz ist nicht nur sicherer und gesünder, sie ist auch wirtschaftlich auf Erfolgskurs. Stetes Wachstum, Jobs und Preisstabilität, das macht die Schweiz seit Jahren aus. Die letzte richtige und tiefe Rezession mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 5 Prozent ist schon drei Jahrzehnte her.
Weder die Finanzkrise 2008/2009 noch Corona warfen die Wirtschaft für längere Zeit aus der Bahn. Kurzarbeit konnte die Folgen auf dem Arbeitsmarkt abfedern. Auch heute sind wir weit vom Elend entfernt. Der sogenannte Misery-Index aus Arbeitslosenquote und Inflationsrate ist auf 3,3 Prozent gefallen. Weltweit kann nur Singapur mit so wenig Elend mithalten. In den USA liegt er bei 7, in der Euro-Zone über 8.
Die Krankenkassenprämien sind für viele Haushalte eine grosse Belastung, auch die Immobilienpreise und die Mieten sind zum Teil eine Zumutung. Das bestreitet niemand. Doch immerhin steigen die Löhne seit Jahren schneller als die Konsumentenpreise. Und zwar über die gesamte Verteilung. Der Medianlohn ist seit 2006 um 20 Prozent auf 6788 Franken gestiegen. Real, also abzüglich der Inflation, resultiert noch immer ein Zuwachs von 9 Prozent.
Die komfortable Situation der meisten Schweizer Haushalte lässt sich auch beim Vermögen beobachten. PK-Gelder und Immobilien eingerechnet sitzen die Schweizer auf über 5,5 Billionen Franken Vermögen. Zieht man davon die Schulden ab – hauptsächlich Hypotheken – resultiert ein Nettovermögen von 4,6 Billionen. Das ist mehr als doppelt so viel wie vor zwanzig Jahren.
Auch wenn diese Gelder sehr ungleich verteilt sind, geht es dem typischen mittleren Haushalt finanziell viel besser als zur Jahrtausendwende. Gemäss dem «UBS Wealth Report» hat das Medianvermögen in den letzten 23 Jahren von umgerechnet 52’000 auf 171’000 Dollar zugenommen.
Doch eine gesunde Wirtschaft nützt wenig, wenn gleichzeitig der Planet überhitzt und die Treibhausgasemissionen weiter steigen. Im Kampf gegen die Klimaerwärmung läuft vieles falsch, und die meisten Ziele wurden verfehlt. Im allgemeinen Lamento gehen aber einige wichtige Fortschritte unter: Zum Beispiel die Revolution auf dem Gebiet der erneuerbaren Energiequellen.
Es wird dreimal so viel Strom aus den Erneuerbaren gewonnen wie zu Beginn der Nullerjahre. Das haben wir dem Ausbau und der Entwicklung von Wind- und Solaranlagen zu verdanken. In der Schweiz machen diese neuen Erneuerbaren zwar erst knapp 10 Prozent aus. Global sind es bereits 14 Prozent. Vorbildlich ist die Offensive Chinas im Bereich Solarenergie: In einem Jahrzehnt hat China die Kapazität der installierten Photovoltaikanlagen verhundertfacht – von 6 auf 600 Gigawatt.