Ringier veranstaltete am Montag in Zürich den ersten EqualVoice Summit für die mediale Sichtbarkeit von Frauen. 250 prominente Persönlichkeiten aus der Schweiz und dem Ausland folgten der Einladung.
Unter ihnen die beiden alt Bundesrätinnen Ruth Metzler-Arnold (57) und Doris Leuthard (59). Metzler-Arnold sagt gegenüber Blick: «Dass Frauen in den Medien weniger berücksichtigt werden, spürt man nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft und im Sport. Gerade im Sport hat das auch Auswirkungen auf die Entschädigung.»
Genau das will die EqualVoice-Initiative von Ringier ändern. Zu Recht, ergänzt Doris Leuthard: «Frauen können viel ändern, gerade wenn sie in einflussreichen Positionen sind: Sie eliminieren Unterschiede und sind Vorbilder. Dazu braucht es Netzwerke. Und genau das entsteht durch die EqualVoice-Initiative.»
Hälfte der Blick-Leserschaft ist weiblich
Die ehemalige Post-Chefin Susanne Ruoff (64) lässt sich gemeinsam mit Christian Dorer (47), Chefredaktor der Blick-Gruppe, ablichten. Im Gespräch mit Blick sagt Ruoff: «Ich bin in der IT gross geworden. Da war es schwierig, weibliche Vorbilder zu finden. Heute bin ich selber Mentorin für junge Frauen, das ist mir sehr wichtig.»
Christian Dorer lobt die Effekte der EqualVoice-Initiative: «Blick hat sich in den letzten Jahren von einer männlich ausgerichteten Zeitung zu einem Medium entwickelt, das für alle da ist. Wir haben heute 49 Prozent Leserinnen, weil wir bewusst Wert darauf legen, allen eine Stimme zu geben.»
Initiiert wurde EqualVoice unter anderem von Annabella Bassler (44), CFO bei Ringier: «Wir haben uns selber einen Spiegel vorgehalten und dadurch viel erreicht, bei gewissen Publikationen eine Verdoppelung der Berichterstattung über Frauen.»
Auch Katia Murmann, Chief Product Officer (CPO) bei Ringier, hat EqualVoice gemeinsam mit Bassler ins Leben gerufen. «Ringier hat diesbezüglich in den letzten Jahren viel erreicht. Nun gehts um den Wechsel hin zum internationalen Austausch und die Chance, voneinander zu lernen.»
Schweizer Idee macht Schule
Und genau das ist im Rahmen des EqualVoice Summits auch passiert: Neu implementiert auch das in 40 Ländern tätige Medienunternehmen Axel Springer EqualVoice. Ringier CEO Marc Walder (56) ist stolz: «EqualVoice war eine Schweizer Idee – und sie funktioniert. Nun findet sie international ihren Weg.»
Auch Sergio Ermotti (61) ist am Summit in Zürich dabei. Er präsidiert den Rückversicherer Swiss Re, war früher UBS-Präsident. Gerade die Versicherungs- und Bankbranche sind für ihre schlechte Frauenvertretung bekannt. «Ich bin zuversichtlich, dass wir bald die Quote von 30 bis 40 Prozent erreichen, wie andere Firmen auch, mit dem Ziel von 50 Prozent. Das Homeoffice, das wir durch die Pandemie kennengelernt haben, hilft vielen Frauen, ihren Familien- und Karriereplan zu verwirklichen.»
Der Schweizer Sportartikel-Hersteller On ist schon etwas weiter, wie Gründer David Allemann (51) am Summit gegenüber Blick sagt: «Bei On bestehen das Team und die Führung zur Hälfte aus Frauen. Dadurch sind wir als Unternehmen erfolgreich. Diese weiblichen Vorbilder müssen von den Medien genauso stark gewürdigt werden wie Männer.»
Laura Meyer (40) geht dabei mit gutem Beispiel voran. Sie ist CEO der Hotelplan Gruppe: «Ich kriege viele Rückmeldungen von Frauen, die sich extrem freuen, dass bei uns eine Frau an die Spitze gekommen ist. Das zeigt: Es ist möglich – auch als Frau mit Kindern.»
Die einzige Frau am Tisch
Carolina Müller-Möhl (53) schaffte schon vor fast 20 Jahren als eine von wenigen Frauen den Sprung in den Verwaltungsrat eines grossen Schweizer Konzerns. Sie wurde 2004 Nestlé-Verwaltungsrätin. «Dass ich heute immer noch oft die einzige Frau am Tisch bin, frustriert mich», sagt die Investorin und Philanthropin im Gespräch mit Blick. «Es gibt 8 Milliarden Menschen auf der Welt. Die 4 Milliarden Frauen sollten in dieser Welt genauso viel Platz erhalten wie die 4 Milliarden Männer. Das fängt bei den Medien an.»
Die Veränderung in den Köpfen muss dabei schon früh beginnen, findet Juristin und Verlegerin Ellen Ringier (70): «Jugendliche sind wichtige Treiber, was den generellen Fortschritt anbelangt. Daher ist es wichtig, sie auch in neue Diskussionen rund um die Gleichstellung zu integrieren.»