Auf einen Blick
- SNB nimmt grossen Zinsschritt von 50 Basispunkten vor
- Der Leitzins liegt neu bei 0,5 Prozent
- Nationalbank erklärt den Entscheid mit tiefer Inflation
Die wichtigsten Punkte zum SNB-Zinsentscheid
- Die Schweizerische Nationalbank nimmt einen grossen Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten vor
- Neu liegt der Leitzins bei 0,5 Prozent
- Teuerung sank von 1,1 Prozent im August auf 0,7 Prozent im November. Kurz- und auch mittelfristig ist der Inflationsdruck also gesunken. «Mit unserer heutigen Lockerung der Geldpolitik wirken wir dem gesunkenen Inflationsdruck entgegen», betont Schlegel
- «Zinssenkungen bleiben unser Hauptinstrument, falls die Geldpolitik weiter gelockert werden muss», so Schlegel
- «Wir machen die Geldpolitik nicht für Konsumenten oder andere Partikularinteressen, sondern für das Gesamtinteresse des Landes», betont Schlegel
- Negativzinsen sind aus Sicht des Nationalbank-Präsidenten weiter möglich. Aber: «Die Wahrscheinlichkeit ist gesunken.»
- «Die Senkung des SNB-Leitzinses ist eher überraschend, aber hilfreich gegen zu starken Franken», schätzt die Postfinance den SNB-Zinsentscheid ein. «Der hypothekarische Referenzzinssatz wird im kommenden März nun mit noch grösserer Wahrscheinlichkeit sinken.»
- Der Zinsschritt ist also gut für Mieter, aber schlecht für die Sparer
Die Medienkonferenz ist beendet
Alle Fragen der Medienvertretenden vor Ort sind beantwortet. Und auch das SNB-Direktorium ist mit seinen Ausführungen durch. Darum beendet Martin Schlegel die Pressekonferenz.
Frage: Ist der Entscheid ein Schritt in Richtung Negativzinsen?
«Niemand mag Negativzinsen, auch die SNB nicht», so Schlegel. Es sei weiterhin möglich, dass es dazu kommen werde. «Wir können Negativzinsen nicht ausschliessen.» Aber: «Die Wahrscheinlichkeit ist derzeit gesunken.»
Frage: Wie lange darf die Inflation auch negativ sein?
«Wie lange die Inflation vom Band von 0 bis 2 Prozent abweichen darf, bis wir reagieren müssen, dafür gibt es keine genaue Definition», so Schlegel. Die SNB beobachte die Lage und nehme Massnahmen vor, wenn es nötig sei.
Frage: Haben die Hypothekarzinsen einen zu grossen Einfluss auf die Inflation?
«Wir nehmen die Inflation so, wie sie vom Bundesamt für Statistik definiert ist», so Schlegel. Auf die Definition nehme die SNB keinen Einfluss.
Frage: Auf was achtet die SNB neben der Inflation derzeit?
«Wir achten auch auf die wirtschaftlichen Entwicklungen im Ausland, die sich auch auf unsere Inflation auswirken können», so Tschudin.
Frage: Wie nützt Zinsschritt den Konsumenten?
«Wir machen die Geldpolitik nicht für Konsumenten oder andere Partikularinteressen, sondern für das Gesamtinteresse des Landes», so Schlegel. Das sei immer der Fokus der SNB.
Frage: Kam der rasche Inflationsrückgang überraschend?
Die SNB fälle ihre Zinsschritte aufgrund der Inflationsprognose für die lange Sicht. «Inflation muss in der Mittelfrist in der Preisstabilität sein», so Schlegel. Es könne kurzfristig durchaus zu Abweichungen kommen.
Grosser Zinsschritt «hilfreich gegen zu starken Franken»
«Die Senkung des SNB-Leitzinses ist eher überraschend, aber hilfreich gegen zu starken Franken», heisst es bei der Postfinance. Die Hausbesitzer und -innen wird es freuen: Mit der starken Senkung des Leitzinses werden insbesondere die Hypotheken im Saron günstiger. «Der hypothekarische Referenzzinssatz wird im kommenden März nun mit noch grösserer Wahrscheinlichkeit sinken, was den Mietenden zugutekommen wird.» Die privaten Haushalte müssen sich dagegen auf noch tiefere Sparzinsen einstellen.
Frage: Sehen Sie Deflationsgefahr?
Nun stellen anwesende Journalisten Fragen: Martin Schlegel wird gefragt, ob er Deflationsgefahr sehe. Die Inflationsprognose sei stabil, erwidert der SNB-Präsident. Mit dem grossen Schritt habe die Nationalbank auch entgegengewirkt, dass die Teuerung weiter stark sinke.
«Zinssenkungen bleiben unser Hauptinstrument»
Martin Schlegel geht erneut auf die Geldpolitik ein: Die Inflation liege zwar weiterhin im Bereich der Preisstabilität. Aber: «Sie fiel allerdings zuletzt tiefer aus, als wir es noch im September erwartet hatten.» Damit liege die neue bedingte Inflationsprognose in der kurzen Frist sichtbar unter derjenigen von September. «Aber auch mittelfristig hat der Inflationsdruck nochmals merklich abgenommen. Mit unserer heutigen Lockerung der Geldpolitik wirken wir dem gesunkenen Inflationsdruck entgegen», betont Schlegel.
Die Unsicherheit bezüglich der Inflationsentwicklung sei nach wie vor hoch, so der SNB-Präsident. «Ein wichtiger Faktor bleibt dabei die Entwicklung des Frankens. Zinssenkungen bleiben unser Hauptinstrument, falls die Geldpolitik weiter gelockert werden muss.» Gleichzeitig sei die SNB weiterhin bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren.
Die Experten waren sich in den letzten Tagen grösstenteils einig: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird die Zügel weiter lockern – und tut dies gleich um 50 Basispunkte respektive 0,5 Prozent. Der neue SNB-Präsident Martin Schlegel (48) vollzieht bei seinem ersten Entscheid also einen grossen Zinsschritt, wie er am Donnerstag mitteilt.
Somit fanden die Rufe nach einer kleinen Zinssenkung von 25 Basispunkten kein Gehör. Neu steht der Leitzins bei 0,5 Prozent. Gehts in ähnlichem Stil weiter, könnte es schon früh im Jahr 2025 wieder Negativzinsen geben.
SNB beobachtet Lage weiter genau
Der Grund für den Schritt um 50 Basispunkte: Die Inflation ist in der Schweiz ziemlich tief. Zuletzt lag die Teuerung im November bei 0,7 Prozent. Die SNB reagiert auf diese Entwicklung also mit einer klaren Lockerung der Geldpolitik.
Die Nationalbank werde die Lage weiter genau beobachten, heisst es in dem am Donnerstag veröffentlichten Communiqué. Die SNB werde die Geldpolitik wenn nötig anpassen, um sicherzustellen, dass die Inflation mittelfristig im Bereich der Preisstabilität von 0 bis 2 Prozent bleibe. Bei Bedarf sei die Nationalbank ausserdem weiterhin bereit, am Devisenmarkt aktiv zu sein.
Bereits drei vorherige Zinsschritte nach unten
Nach der letzten Lagebeurteilung war die Wortwahl noch deutlicher gewesen. Damals hatte es geheissen, dass in den nächsten Quartalen weitere Zinssenkungen erforderlich werden könnten.
Schon im März, Juni und zuletzt im September hatte die SNB den Leitzins um jeweils 25 Basispunkte gesenkt. Zuvor hatte die Notenbank ab Juni 2022 den Leitzins von damals -0,75 Prozent in nur fünf Schritten auf 1,75 Prozent gehievt und danach zwei Mal unverändert belassen.