Aldi, eher bekannt für seine riesigen Verkaufshallen in der Peripherie, drängt in die Städte. Heute eröffnet der deutsche Discounter die erste Filiale in einem Bahnhof. «Der ideale Standort und das Angebot der SBB waren entscheidend. Deshalb haben wir uns für Lausanne entschieden», sagt Aldi-Schweiz-Chef Timo Schuster (42) im Gespräch mit BLICK.
Aus gross mach klein. Die neue Filiale ist der bis dato kleinste Aldi-Laden, und es ist der erste Discounter überhaupt, der sein Sortiment in einem Bahnhof direkt am Gleis anbietet. Und damit Coop und Migros auf die Pelle rückt. Auf knapp 240 Quadratmeter Verkaufsfläche bietet der Discounter nur einen Teil des gesamten Angebots an. Rund 1000 statt 1500 Produkte wie in den grossen Filialen finden sich laut Schuster im Aldi-Lädeli.
Hohe Frequenzen locken
Den Kaffee gibts für einen Franken, dazu ofenwarme Backwaren und Snacks. Mit Salaten, Sushi und Sandwiches richtet sich Aldi an Kunden, die sich über Mittag in der Stadt verpflegen wollen. Auf dem Heimweg kann sich das Pendlervolk aber auch ein Stück Fleisch für den Znacht oder eine Flasche Waschmittel kaufen. Preislich gibt es laut Aldi keine Unterschiede zu normalen Filialen.
Der Aldi am Lausanner Bahnhof soll kein Experiment bleiben. Schuster spricht von einer neuen Expansionsstrategie – als Reaktion darauf, dass sich die Gesellschaft gewandelt habe und urbaner werde. «Junge Familien ziehen wieder in die Zentren der Städte.» Zudem sei die Schweiz ein Volk von Pendlern, und Aldi müsse da sein, wo die Konsumenten seien. In der Stadt. In Zahlen: 15'000 Menschen passieren täglich den Lausanner Bahnhof. Davon will auch Aldi profitieren.
Aldi will weiterwachsen
Und das, obwohl die Mieten in Zentrumsnähe, gerade in den Bahnhöfen, wo die SBB das sagen hat, saftig ausfallen. Nicht zuletzt deshalb rechnet Schuster nicht mit den sprudelnden Erträgen wie in den Aldi-Filialen in der Agglomeration. Die Umsätze pro Filiale werden dort auf gut zehn Millionen Franken taxiert. Das sei aber nicht ausschlaggebend, sagt Schuster. Der Laden sei kleiner, so auch das Angebot, doch die Sichtbarkeit der Marke und die günstigen Preise sollen dem Aldi-Lädeli ordentlich Schub verleihen.
Die neue Filiale im Lausanner Bahnhof ist die insgesamt 198. Aldi-Filiale in der Schweiz. Zehn weitere sollen 2019 dazukommen. Unter anderem hat Aldi diverse Filialen der Kleiderkette OVS, zuvor Charles Vögele, übernommen. Drei davon – Freiburg, Frick AG und Rickenbach TG – sind bereits bekannt. Der nächste kleine Aldi öffnet seine Tore im Frühjahr in Freiburg. Wo noch? Bern, Zürich, St. Gallen oder Basel? «Das ist sicher unser Ziel», sagt Schuster.