Ernte-Misere in Kalifornien
Zahlen wir in der Migros mehr, weil die Amis so viel kiffen?

In Kalifornien verschlimmert der Cannabis-Anbau die Dürre. Deswegen werden Mandeln und Pistazien knapp – und damit Produkte im Detailhandel teurer.
Publiziert: 27.01.2016 um 14:02 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:05 Uhr
Kiffer müssen sich nicht mehr verstecken: Cannabis ist in immer mehr US-Staaten legal.
Foto: AFP
Vinzenz Greiner

Kalifornien hat ein Problem: Das Wasser wird knapp. Der «Golden State» wird zum «braunen Staat», wie es in einer Studie der US-amerikanischen Akademie der Wissenschaften heisst.

Gemäss dieser Studie waren die letzten drei Jahre «die trockensten und heissesten» seit Beginn der Aufzeichnungen. Unter der Hitze leidet die Landwirtschaft, denn über vier von zehn Litern kalifornischen Wassers fliesst in die Landwirtschaft.

Dürre verknappt Rohware

70 Prozent der Pistazienschalen waren im letzten Jahr bei Ernte leer. Auch die Ernten kalifornischer Mandeln, die etwa 80 Prozent der Mandeln auf dem Weltmarkt ausmachen, brechen ein. Das heisst: weniger Angebot bei gleicher Nachfrage.

Detailhändler Coop erklärt auf Anfrage, er spüre den Engpass. Die Migros auch: Von der Dürre seien die Ernten der letzten vier Jahre betroffen, sagt Sprecherin Martina Bosshard.

Die Migros hat nun «wegen Verknappung dieser Rohwaren» deren Preise heraufgesetzt. Pistazien sind seit Montag 10,2 Prozent teurer. 200 Gramm Mandeln kosten neu statt 3,20 Franken 55 Rappen mehr. Das ist eine Teuerung von 17,2 Prozent.

Die Bidwell-Marina im Oroville-See 2011 (o.) und 2014 (u.). Der See schrumpfte auf 32 Prozent seiner ursprünglichen Grösse.
Foto: Getty Images

Um der Wasserknappheit entgegenzuwirken, hat die kalifornische Regierung schon Preise für die besten Wasserspar-Ideen ausgeschrieben. Auch einige Marihuana-Bauern versuchen, Wasser mehrmals und alternative Bodenabdeckungen zu verwenden, «um sicherzugehen, nichts zur Dürre beizutragen», erklärt Robert Jacob, Marihuana-Aktivist und Mitglied im Stadtrat des kalifornischen Sebastopol. Einige tun dies aber nicht.

Zahlen wir in der Migros mehr, weil die Amis so viel kiffen?

Der Anbau der Droge geht in Kalifornien Jahrzehnte zurück. Lange geduldet und lax kontrolliert, wurde der Cannabis-Anbau in den letzten Jahren immer weiter legalisiert. Zuletzt wurde dem medizinischen Konsum der Droge im Herbst letzten Jahres ein gesetzlicher Rahmen gegeben. 2016 könnte es weitere Lockerungen geben.

Das Problem: Cannabis braucht viel Wasser. Die Behörden rechnen mit mindestens 22,7 Litern, die eine Cannabis-Pflanze pro Tag benötigt. Kein Wunder, dass sie besorgt sind über die «dramatische Zunahme von Anbau-Aktivitäten auf öffentlichem und privatem Grund».

Einige Cannabis-Farmer verschmutzen das knappe Wasser und zweigen unerlaubt Wasser von Flüssen ab. Drei von vier Flüssen, die die Behörden 2014 untersuchten, könnten wegen dieser Praxis komplett austrocknen. Das Wasser für Mandeln und Pistazien wird immer knapper.

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