Laut der Berner Fachhochschule (BFH) gäbe es gute Gründe, Insekten statt Fleisch als Proteinquelle zu nutzen: Ihre Produktion gilt als nachhaltig, erzeugt wenig Treibhausgase, verbraucht wenig Wasser und könnte im grossen Massstab auch preislich interessant sein. Zudem lieferten Insekten hochwertige, gesunde Proteine mit einem tiefen Fettgehalt.
Letztlich könnte der teilweise nussige Geschmack von Insekten auch kulinarisch interessant sein. «Solche Argumente kommen bei den Konsumenten aber nicht immer an», liess sich Thomas Brunner von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL in der Mitteilung zitieren.
Der Dozent für Konsumentenverhalten hat zusammen mit Kollegen Deutsch- und Westschweizer Konsumenten mit Fragebogen zu ihrer Bereitschaft, Insekten zu essen, und ihren Gründen dafür befragt.
Die 548 aus dem Telefonbuch zufällig ausgewählten Befragten beurteilten Insekten-Food in den Bereichen Nachhaltigkeit, Gesundheit, Preis und Geschmack eher neutral. Am ehesten stimmten sie noch den Argumenten bezüglich Nachhaltigkeit und Gesundheit zu. Das waren auch am ehesten die Gründe, wieso Insekten in den Speiseplan integriert würden.
Die Bereitschaft dazu ist aber gering. Hauptgrund, wieso sie lieber die Finger davon lassen, ist für 44 Prozent der Befragten Ekel. Immerhin gaben rund 16 Prozent an, bereits einmal Insekten gegessen zu haben - die meisten aus Neugierde. Einem Viertel von ihnen reicht aber der einmalige Konsum völlig aus oder es ekelt sie, noch einmal zuzubeissen.
Etwa ein weiteres Viertel dieser Befragten gab jedoch an, dass sie nicht öfter Insekten essen, weil ihnen dazu die Gelegenheit fehle. Auch bei den Befragten, die noch nie Insekten probiert haben, gab fast ein Drittel das fehlende Angebot als Grund an. 14 Prozent sagten schlicht, dass sie richtiges Fleisch bevorzugen würden.
In der Westschweiz sei die Thematik der Entomophagie, also des Verzehrs von Insekten, nicht nur besser bekannt, schrieb die BFH. Die Bevölkerung in der französischsprachigen Schweiz sei ihr gegenüber auch offener.
Die Forscher heben dabei ein Detail hervor: Der Geschmack spielt in der Romandie offenbar eine wichtigere Rolle als in der Deutschschweiz. Jedenfalls stimmten sie dem Argument deutlich stärker zu, dass Insekten auch eine geschmackliche Bereicherung sein könnten.
Personen aus der Romandie können es sich eher vorstellen, verarbeitete, nicht erkennbare Mehlwürmer - etwa zu Burgern, Riegeln oder Ravioli-Füllung verarbeitet - zu essen, als Personen aus der Deutschschweiz. Erkennbare Insekten lehnen die Befragten beider Sprachregionen eher ab.
Fazit der Konsumforscher: Die Beschäftigung mit dem Thema führe zu einer höheren Akzeptanz der Entomophagie. Wer Insekten-Produkte vermarkten wolle, sollte aber behutsam vorgehen und in einem ersten Schritt Produkte ohne sichtbare Insekten anbieten.