Erfahrung ist etwas wert
Alte Eisen rostfrei!

Informatiker über 40 Jahre seien Auslaufmodelle, hört man immer wieder. Stimmt nicht, sagen Experten und Betroffene.
Publiziert: 11.06.2017 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:35 Uhr
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Volker Illi arbeitet seit über 27 Jahren bei der Migros.
Foto: Thomas Meier
Christian Kolbe

Stolz führt Volker Illi (53) durch sein Reich. Es liegt im fünften Stock eines Zürcher Bürogebäudes.

Viel ist davon allerdings nicht übrig geblieben: Die meisten Serverschränke sind weg, ausgelagert an den Stadtrand. Nur die Lüftung läuft weiter auf Hochtouren, als ob es immer noch darum ginge, Hunderte von Computern zu kühlen.

Einer aber ist immer noch hier: Datenbank-Administrator Illi, der früher oft direkt im Serverraum ins System eingriff. Seit über 27 Jahren arbeitet er bei der Migros. Heute dirigiert er das System vom Büro-PC aus.

Die meisten Serverschränke sind weg, ausgelagert an den Stadtrand.
Foto: Thomas Meier

In den Anfängen seiner IT-Karriere sah das ganz anders aus. «Ich habe noch selbst Rechner mit Lochkarten gefüttert. Das war eine spannende Erfahrung», erzählt Illi.

Erfahrung ist das Stichwort, auf das es ankommt. So sieht es auch Jörg Aebischer (46), Geschäftsführer des Verbandes ICT-Berufsbildung Schweiz, so etwas wie der oberste Informatikausbilder des Landes: «Ein 25-Jähriger programmiert vielleicht schneller als ein 55-Jähriger, dafür fehlt ihm die Erfahrung, um komplexe Geschäftsprozesse zu analysieren oder grosse Projekte zu managen.»

Genau da aber liegt das Problem: Für Unternehmen ist es oft schwierig abzuschätzen, was die Erfahrung wert ist, die ein Informatiker bei anderen Firmen gewonnen hat.

Deshalb will der Verband dafür sorgen, dass sich Informatiker ohne Job und Firmen bei der Suche nach Informatikern besser verstehen, dass sie die gleiche Sprache zu sprechen lernen, wenn es darum geht, offene Stellen zu besetzen.

42 verschiedene Jobprofile

Das ist dringend nötig, denn die berufliche Vielfalt in der Branche ist gross. Aebischer: «Den Informatiker an und für sich gibt es nicht. Das Standardwerk «Berufe der ICT» spricht aktuell von 42 unterschiedlichen Jobprofilen für Informatiker.» Deshalb könnte die Übersetzungshilfe des Verbandes den Fachkräftemangel in der Branche ein wenig mildern helfen. Arbeitslose Informatiker – auch solche, die älter sind als 55 Jahre – dürfte es eigentlich gar nicht geben. Dennoch ist immer wieder von deren Schwierigkeiten zu hören.

Für die Betroffenen ist das schlimm, doch das Thema ist umstritten, weil die Arbeits­losenstatistik eine andere Sprache spricht. Insgesamt liegt die Arbeitslosenquote bei Informatikern deutlich unter dem gesamtschweizerischen Durchschnitt. Nicht einmal bei den über 55-Jährigen ist sie besorgniserregend hoch. Sie liegt bei 3,7 Prozent.

Man muss ständig am Ball bleiben

Nicht nur die Firmen müssen besser verstehen, wer sich bei ihnen bewirbt. Auch IT-Spezialisten sollten etwas für ihren Marktwert tun, sagt Erich Oswald (48), der bei der Zürcher IT-Firma Ergon als Software-Entwickler arbeitet. «Man muss ständig am Ball bleiben und wissen, was die Jungen lernen. Man muss aber nicht alles neu lernen. Es reicht zu erkennen, was die entscheidenden Unterschiede zu früher sind.»

Dies helfe zum Beispiel dabei, eine neue Programmiersprache zu lernen – Oswald beherrscht etwa zwanzig!

Auch wer im IT-Jargon weniger gewandt ist, muss nicht gleich um seinen Job fürchten. Oswald: «Es sind noch viele alte Rechensysteme in Betrieb. Die arbeiten zuverlässig, und Firmen vertrauen diesen Systemen. Ebenso wie den Leuten, die sie bedienen.»

Die alten Hasen haben den jungen Füchsen auch etwas anderes voraus, wie Volker Illi weiss: «Die Älteren bewahren dank ihrer Erfahrung in brenzligen Situationen eher einen kühlen Kopf – das kann für eine Firma Gold wert sein.»

Informatiktage 2017

Während der Informatiktage 2017 veranstaltet das Branchenportal inside-it.ch eine Podiumsdiskussion zum Thema «Beschäftigungssituation von älteren Berufsleuten im Bereich ICT» (Freitag, 16. Juni, 17.30 bis 18.30 Uhr, informatiktage.ch).

50 Firmen und Organisationen öffnen ihre Türen

In Zürich sind für den 16. und 17. Juni zudem viele Veranstaltungen zur Informations- und Kommunikationstechnik (ICT) geplant. Rund 50 Firmen und Organisationen öffnen ihre Türen und ermöglichen Einblicke in die Welt von Digita­lisierung und Informatik.

Während der Informatiktage 2017 veranstaltet das Branchenportal inside-it.ch eine Podiumsdiskussion zum Thema «Beschäftigungssituation von älteren Berufsleuten im Bereich ICT» (Freitag, 16. Juni, 17.30 bis 18.30 Uhr, informatiktage.ch).

50 Firmen und Organisationen öffnen ihre Türen

In Zürich sind für den 16. und 17. Juni zudem viele Veranstaltungen zur Informations- und Kommunikationstechnik (ICT) geplant. Rund 50 Firmen und Organisationen öffnen ihre Türen und ermöglichen Einblicke in die Welt von Digita­lisierung und Informatik.

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