Was ist denn das für ein schräger Vogel? Wer Jean-Claude Biver (66) nicht kennt, staunt über den hyperventilierenden alten Mann, der mit rotem Kopf und aufgerissenen Augen am Montag in New York eine neue Smartwatch vorstellt.
Biver ist nicht irgendwer und die Uhr, die er vorstellt, ist eben nicht einfach irgendeine neue Smartwatch. Biver hat zusammen mit Swatch-Gründer Nicolas Hayek († 82) – auch er war nicht gerade der konventionelle Typ – die Schweizer Uhrenindustrie revolutioniert.
Der gebürtige Luxemburger mit Schweizer Pass hat Omega und Hublot aus der Versenkung geholt und zu wertvollen Top-Marken gemacht. Heute ist er Uhren-Chef des Luxusgüterkonzerns LVMH und somit verantwortlich für Hublot, Zenit und Tag Heuer.
Für Letztere liess er zusammen mit Google und Intel eine Smartwatch in Auftrag geben, die nun der Apple Watch ansatzweise Konkurrenz machen soll. «Gott sein Dank, bin ich nicht in Pension gegangen», platzt es gestern während der Präsentation vor Journalisten und Uhrenexperten aus ihm heraus. «Sonst wäre ich jetzt nicht hier.» Immer wieder lacht er laut und krächzt mit starkem französischen Akzent wie wichtig Swiss-Made für die Uhrenwelt ist.
Schliesslich lässt er den Assistenten einen riesigen Laib Käse aus eigener Produktion im Waadtland auf die Bühne tragen. Minutenlang versuchen die beiden, den Käse mit viel zu kleinen Messern zu teilen. Fremdschämen muss sich niemand, denn Biver begleitet den Klamauk mit Gelächter. Keiner kann so schön über sich selbst lachen. Am Ende verteilt er – wieder lachend – LVMH-Chef Bernard Arnault und den Vertretern von Intel und Google grosse Kuhglocken.
Das Ziel, die Smartwatch aus dem Hause Tag Heuer zu einem erfolgreichen Produkt zu machen, wird Biver wohl nicht erreichen. Mit seiner Show hat er aber immerhin die Schweizer Uhrenbranche gestärkt. Und das in einer ihrer schwersten Zeiten seit der Uhrenkrise der 70er-Jahre. (alp)