Post-Vize Adriano P. Vassalli tritt wegen des Postauto-Skandals auf der Generalversammlung am 26. Juni zurück. Darüber informierte er Bundesrätin Doris Leuthard und den Verwaltungsrat in einer persönlichen Erklärung.
Vassalli schreibt: «Ich habe heute Frau Bundesrätin Doris Leuthard und die Mitglieder des Verwaltungsrates der Schweizerischen Post AG darüber informiert, dass ich auf die Generalversammlung vom 26. Juni 2018 hin als Mitglied des Verwaltungsrates der Schweizerischen Post AG und infolgedessen auch der PostFinance AG zurücktreten werde. Ich habe mir diesen Schritt eingehend überlegt und ihn im Interesse des Neuanfangs gefällt.
Wiederholt wurden mir in letzter Zeit öffentlich diverse Vorwürfe gemacht. Dazu halte ich fest: Ich habe keinerlei Pflichtverletzungen begangen und insbesondere die ominöse Aktennotiz vom 21. August 2013 nie erhalten.
Ich bedanke mich beim Bundesrat für das seit 2010 entgegengebrachte Vertrauen und wünsche der Post eine gute Zukunft.»
Vassalli wäre noch ein Jahr im Amt gewesen. Viele Postmitarbeiter wunderten sich schon lange, dass in der Affäre nie über Vassalli gesprochen wurde. Wie Postchefin Susanne Ruoff (60) und weitere Kaderer erhielt auch er 2013 eine Aktennotiz, in der die interne Revisionsstelle über die illegale Buchungspraxis bei der Postauto AG informierte. Doch dann geschah – nichts. Postauto kassierte weiterhin unrechtmässig Steuergelder.
Die Post nehme vom Rücktritt Vassallis Kenntnis, sagte Post-Sprecher François Furer am Samstagabend. Der Verwaltungsrat werde in den kommenden Wochen das weitere Vorgehen besprechen.
Auch das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) nimmt von Vassallis Entscheid Kenntnis, wie es in einer Mitteilung vom Samstagabend schreibt. Dies trage dazu bei, den Neustart bei der Post zu erleichtern.
Es gebe bei der Post in den nächsten Monaten im Zusammenhang mit den personellen und operationellen Massnahmen sehr viel zu tun und es brauche auch einen Kulturwandel, um das Vertrauen in die Post und in den Service Public zu stärken, schreibt das Uvek weiter.
Anfang Februar löste der Vorwurf, die PostAuto AG habe jahrelang im subventionierten Geschäftsbereich Regionaler Personenverkehr (RPV) Gewinne erzielt und zu hohe Subventionen von Bund und Kantonen eingestrichen, allenthalben Erstaunen und Entsetzen aus.
Seit vergangenem Montag liegt der Bericht über die externe Untersuchung zu den Verfehlungen vor. Am Abend vor der Veröffentlichung gab Susanne Ruoff ihren Rücktritt als Konzernchefin bekannt. Die 60-Jährige zog damit die Konsequenzen aus dem grössten Subventionsbetrug der Schweizer Geschichte, der sich in ihrem Konzern abgespielt hat.
Der Bundesrat seinerseits hatte am 8. Juni entschieden, dem Verwaltungsrat der Post für das Jahr 2017 keine vollumfängliche Décharge zu erteilen.(kin/kaz/bo)