Der hat gesessen! Er habe vor elf Jahren eine Bahngesellschaft übernommen, «die am Auseinanderbrechen» gewesen sei, sagte Andreas Meyer (56) vor einer Woche im «Sonntagsblick». Heute sei sie die am besten funktionierende integrierte Bahn Europas.
Das lässt Benedikt Weibel (71), der die SBB-Führung 2006 an Meyer abgab, nicht auf sich sitzen. Es nervt ihn, dass sich Meyer als Retter der SBB aufspiele. Es müsse «eine Wahrnehmungsstörung vorliegen», berichtet die «Sonntagszeitung».
«Keine Kritik»
Ein Sprecher der SBB-Medienstelle beteuert, Meyers Aussage sei «keine Kritik» an Weibel. Um im gleichen Atemzug mehrere Defizite aufzuführen, die Meyer bei seinem Amtsantritt angetroffen habe. So sei SBB Cargo tief in den roten Zahlen gewesen, der SBB-Pensionskasse hätten mehr als vier Milliarden Franken gefehlt. Zudem habe es einen massiven Rückstand beim Unterhalt gegeben.
«Es gab keine verbindende Konzernstrategie»
Dann setzt der SBB-Sprecher noch einen drauf: «Die Zusammenarbeitskultur auf den oberen Führungsebenen war schwach ausgeprägt. Die Divisionen dachten und handelten stark in ihren ‹Gärtchen›, Koordinationsprozesse zwischen den Divisionen fehlten, und es gab keine verbindende Konzernstrategie.»
Meyers Abteilung stellt somit seinem Vorgänger ein vernichtendes Zeugnis aus. Doch Weibel kontert erneut, bei SBB Cargo sehe es offenbar auch unter Meyers Führung nicht besser aus. Und zu den Rückständen beim Unterhalt sagt er: «Wenn es die gegeben hätte, hätten die SBB nicht dauernd neue Pünktlichkeitsrekorde vermelden können.» (pbe)