Wer bei der Swiss einen Flug bucht, erlebt in einigen Fällen eine grüne Überraschung: Statt des Schweizer Kreuzes auf der Heckflosse des Flugzeugs prangt dann ein «Baltic» auf giftgrünem Untergrund. Die Schweizer Airline lässt in einigen Fällen die lettische Air Baltic für sich fliegen.
Die Swiss initiierte die Partnerschaft Anfang des Jahres wegen Personalmangels im Nachzug zur Corona-Krise. Die ist zwar überstanden. Und doch geht das mit der Baltic noch einige Zeit so weiter. Im Sommerflugplan fliegen bis Ende Oktober acht Baltic-Maschinen für die Swiss. Ab Oktober sind es noch vier Baltic-Maschinen und im Durchschnitt pro Woche acht der Schweizer Airline Helvetic, wie Swiss auf Anfrage bestätigt.
«Klassisches Lohndumping!»
Bei der Kabinengewerkschaft Kapers kommt das gar nicht gut an, wie die «Aargauer Zeitung» schreibt. Mit einem Wort bringt sie es auf den Punkt: «Beschämend!» Und noch deutlicher: «Es handelt sich um klassisches Lohndumping.» Im Sommer 2022 gab die Swiss bekannt, Flüge an die lettische Airline auszulagern. Der Grund war klar: Der Flugplan sollte trotz des Personalmangels wieder ins Lot kommen.
Positiver Nebeneffekt für die Swiss: Sie konnte billiger fliegen. Das Kabinenpersonal von Baltic erledigt seinen Job schon für zwischen 900 und 1500 Euro im Monat. Der Unmut beim Swiss-Personal war laut dem Bericht gross: In einem Schreiben an Swiss-CEO Dieter Vranckx (50) machten sie ihrem Unmut Luft.
Acht lettische Flugzeuge im Einsatz
Viel gebracht hat die pointierte Protestnote allerdings nicht. Denn wie die Zeitungen von CH Media berichten, ist die Zusammenarbeit mit den Letten noch längst nicht beendet. «Wir werden die Kooperation mit Air Baltic voraussichtlich im Sommer 2024 fortsetzen», sagt eine Swiss-Sprecherin. Doch weshalb gehen der Swiss die Flugzeuge aus?
Mehr zum Thema Swiss
Mehrere A320neo am Boden
Die Swiss-Sprecherin nennt die seit einiger Zeit bestehenden Probleme bei den Triebwerken der US-Firma Pratt & Whitney, die in den A320neo-Flugzeugen der Swiss verbaut sind. Bei denen sind Ersatzteile weltweit schon seit längerem knapp.
Wegen möglicher Produktionsfehler sind zudem zusätzliche Checks notwendig. Es ist unwahrscheinlich, dass sich die Situation schnell verbessert. Derzeit steht eine A320neo-Maschine der Swiss am Boden. Die Swiss geht aber davon aus, dass bald bis zu «einer mittleren einstelligen Anzahl Flugzeuge der A320neo-Familie nicht genutzt werden kann». (pbe/smt)