Diese Nachricht wird SBB-CEO Andreas Meyer (57) den Sabbatical-Sommer (BLICK berichtete) versüssen: Eine englische Studie schmiert ihm und seinen Schäfchen haufenweise Honig um den Mund.
Die Kurz-Zusammenfassung: Die SBB sollen die beste Eisenbahn-Gesellschaft Europas sein. In vier von zwölf erfassten Qualitäts-Kategorien schneiden die Schweizer am besten ab, in drei weiteren landen sie auf Platz zwei. «Schweizer Züge fahren weit über die Schweizer Grenze hinaus und – egal ob innerhalb des Landes oder im Ausland – finden wir sie durchs Band exzellent», so die Lobeshymne der Studien-Autoren.
Die Studie stammt vom englischen Reise-Portal Loco2, welches sich der Aufgabe verschrieben hat, der Bevölkerung Zug- statt Flugreisen schmackhaft zu machen. Dafür haben die Macher einen Fragebogen mit 100 Punkten an 16 Eisenbahn-Gesellschaften in Europa verschickt. Auf Platz zwei hinter den SBB landet die Deutsche Bahn, auf Platz drei folgen die österreichischen ÖBB.
Preis taucht in Rankings nicht auf
In diesen Kategorien haben die SBB besonders geglänzt:
Familienfreundlichkeit: Vor allem die Spielplätze im Oberdeck einiger IC2000-Wägen haben die Engländer beeindruckt.
Schlemmen: Wenn es nur um das Preis-Leistungs-Verhältnis geht, führen zwar die Tschechischen Bahnen mit günstigem Schnitzel und Bier. Die Schweiz sei aber qualitativ besser: «Restaurant-Wagen sind auch in der Schweiz normal, wo das Essen auf der Speisekarte mit regionalen Geschmäckern punktet, aber auch ziemlich teuer ist.»
Behinderten-Freundlichkeit: «Es sind die wie immer effizienten Schweizer, die auch in dieser Kategorie mit einem ausgeklügelten Angebot für Behinderte gewinnen», schreiben die Autoren. Die Behindertenorganisation Inclusion Handicap, die sich seit ein paar Monaten wegen des neuen SBB-Krisen-Doppelstöckers von Bombardier in den Haaren liegt, sieht das wohl anders.
Velo- und Ski-Mitnahme: Besonders beeindruckt hat die Engländer, dass es sogar möglich ist, sich einen Velo-Stellplatz zu reservieren. Die Snow'n'Rail-Kombiangebote punkten ebenfalls.
Es ist das zweite Mal innert Kürze, das die SBB einen Preis für ihre Leistungen einheimsen: Erst im April berichtete BLICK, dass unsere Bahnen im European Railway Performance Index am besten abgeschnitten haben.
Grosser Knackpunkt, der in diesen Rankings jedoch nicht auftaucht: der Preis. Die SBB sind sowieso schon teurer als die Gesellschaften im Ausland – vor allem für jene, die weder Halbtax noch GA haben.
Der folgende Tweet des englischen Eisenbahn-Bloggers «The Man in Seat 61» spricht daher Bände: «So kommen die SBB-Preise zustande: Sie legen einen vernünftigen Preis fest. Dann verdoppeln sie ihn. Dann bieten sie dafür ein Halbtax an, das die meisten Schweizer kaufen. Damit gucken jene in die Röhre, welche nur selten Zug fahren.» (kst)