Energie
Kombikraftwerke als Dachziegel: Weltneuheit in Horw präsentiert

Auf dem Campus der Hochschule in Horw LU steht ein Musterhäuschen, auf dessen Dach eine Weltneuheit Energie produziert. Die Dachziegelmodule sind Solarzelle, Wind- und Wärmekraftwerk in einem. Drei Jahre wurde daran getüftelt, auch die Ziegelbranche zeigt Interesse.
Publiziert: 05.04.2018 um 14:07 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:55 Uhr
Wind, Thermik, Wärme und Sonne liefern Energie in den neuen Ziegelmodulen auf dem Musterdach, das auf dem Gelände der Hochschule Luzern in Horw steht.
Foto: David Kunz

Dass Häuser auf ihren Dächern Energie produzieren, ist mittlerweile gang und gäbe. Was die Firma Logic Group am Donnerstag in Horw präsentierte, sei dagegen eine Weltneuheit, sagte Romeo Maggi. «Hero Easy» haben sie ihn getauft, den blockförmigen Dachziegel der Zukunft, der neben Sonne und Wärme auch Luftbewegungen nutzt, um Strom zu erzeugen.

Und das geht so: Auf dem 43 mal 34 Zentimeter grossen und 4,5 Kilogramm schweren Modul fängt eine Photovoltaikzelle die Sonnenstrahlen ein, Wärme wird in einen Wasserkreislauf geleitet und mitten drin in dem Korpus aus glasfaserverstärktem Polyamid steckt ein Windrad. Diese wird angetrieben vom Wind und der Thermik, wenn die Luft am Abend den Hauswänden hoch strömt.

Diese Zusammenführung verschiedener Technologien sowie die Einfachheit des Konzepts - die Module lassen sich einem Lego-System gleich auf das Dach klinken - hätten ihn überzeugt, sagte Vincent Eckert, Geschäftsführer der Klimastiftung Schweiz. Die Stiftung unterstützte die Entwicklung mit 200'000 Franken.

Die Initianten selber kostete «Hero Easy» bislang rund 1 Million Franken. Seit einem Jahr ist zudem die Hochschule Luzern als Partner an Bord, so konnte etwa Leistung des Moduls gesteigert werden. Das Musterdach in Horw dient nun für Messungen und weitere Optimierungen.

Ein durchschnittliches Dach von 160 Quadratmetern könne jährlich knapp 80'000 Kilowattstunden Strom erzeugen - ein Einfamilienhaus verbraucht rund 8000 Kilowattstunden. Ziel sei es, die Häuser sowohl Strom- als auch Wärmeautark zu trimmen.

Um ein Dach zu decken braucht es rund 800 Module. 50'000 Franken würde dies Kosten. Das sei, sagte Maggi, ein Viertel günstiger als die herkömmlichen Solarziegel. Die Module halten Windstärken von 200 Stundenkilometer stand, die Lebensdauer schätzen die Erfinder auf 25 Jahre, Garantie soll es für 15 Jahre geben. Rund 35'000 Hausdächer würden in der Schweiz pro Jahr erneuert.

Sind die Module schneebedeckt, können sie zwar keine Energie produzieren. Doch könnten sie Wärme abgeben und somit die Oberfläche etwa von Raureif befreien. Am meisten Energie liefert das Wärmekraftwerk, am konstantesten ist die Solarleistung. Es wird nun darum gehen, auch aus Wind und Thermik das Optimum herauszuholen.

Nötig für die Installation ist eine Neigung von mindestens 20 Prozent, damit genügend Luft in die Öffnungen strömen kann. «Hero Easy» ist damit der Held des Schrägdachs. Und damit auch bei der Ziegelei AGZ aus Gettnau LU gerngesehen. Die Firma hilf bei der Markteinführung, sie sieht es als Chance, das über 120-jährige Traditionshandwerk des Ziegelbrennens durch moderne Technik zu ergänzen.

Seitens der Behörden haben die Erfinder des Ziegelmoduls grünes Licht für die Baubewilligung erhalten. Ziel sei es, bis Ende Jahr erste Musterdächer in Betrieb nehmen zu können. Vogelfreunde müssen sich übrigens keine Sorge machen, dass sich die Spatzen in den Modulen einnisten: Diese sind mit einem Gitter verschlossen, das gleichzeitig den Luftstrom kanalisiert.

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