Dafür soll ein Konsortium von Glencore und dem katarischen Staatsfonds einen Anteil von 19,5 Prozent am russischen Erdölgiganten übernehmen. Die Verhandlungen seien in der Schlussphase, teilte Glencore am Mittwochabend mit.
Der Konzern mit Sitz in Baar ZG bestätigte damit Aussagen, die Rosneft-Chef Igor Setschin zuvor im russischen Fernsehen gemacht hatte. Glencore hofft, dass der Deal bis Mitte Dezember abgeschlossen werden kann.
Glencore werde sich mit einem Kapitalanteil von 300 Millionen Euro am Deal beteiligen. Damit halte der Zuger Rohstoffkonzern indirekt 0,54 Prozent an Rosneft, das einen Marktwert von insgesamt 58 Milliarden Euro hat. Hinzu kämen noch Bankkredite, hiess es. Wie viel Glencore total investiert, war am Donnerstag nicht in Erfahrung zu bringen.
Der Deal beinhalte ausserdem eine Abnahmevereinbarung über 220'000 Fass (159 Liter) Erdöl pro Tag von Rosneft über fünf Jahre. Damit kann Glencore bis Ende nächsten Jahres täglich 400'000 Fass Erdöl vom russischen Staatskonzern beziehen.
Dann läuft der bereits früher geschlossene erste Abnahmevertrag aus. Zudem ermögliche der jetzige Deal mit Rosneft eine Zusammenarbeit in den Bereichen globaler Handel, Infrastruktur und Logistik. Neben Glencore ist der Genfer Rohstoffgigant Trafigura einer der grössten Abnehmer für russisches Erdöl.
Rosneft unterliegt zwar den Sanktionen, welche die USA und der EU gegen Russland nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim im Jahre 2014 verhängt hatten. Weil aber das Geld aus dem Verkauf der Rosneft-Anteile direkt in die russische Staatskasse und nicht an Rosneft selber fliesst, kommen die Sanktionen laut der Nachrichtenagentur Reuters nicht direkt zur Anwendung.
Der Vertrag mit Rosneft verstosse in keiner Weise gegen die Sanktionen, sagte ein Glencore-Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Das habe man im Vorfeld sorgfältig abgeklärt.
Die Schweiz selber hat keine Sanktionen gegen Russland verhängt. Sie hat aber Massnahmen ergriffen, um zu verhindern, dass die internationalen Sanktionen umgangen werden. Damit trägt die Schweiz die Sanktionen mit.
Der jetzige Deal von Glencore unterstehe nicht diesen Massnahmen, sagte Sprecher Fabian Maienfisch vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) der sda. Denn die Rosneft-Aktien würden auf dem Finanzmarkt gekauft. Das sei ein normales Geschäft, das alle anderen auch machen könnten.
Es wäre etwas anderes, wenn Rosneft extra neue Aktien ausgeben würde, sagte Maienfisch. Dann wäre der Deal bewilligungspflichtig. Rosneft ist an den Börsen von Moskau und London kotiert. Dort schoss der Kurs bis Donnerstagmittag um rund 6 Prozent nach oben. Die Glencore-Aktien in London stiegen um gut 3 Prozent.
Russlands Präsident Putin rieb sich die Hände, nachdem der Fund eines weiteren ausländischen Investors für Rosneft noch vor Jahresende immer unwahrscheinlicher zu werden schien: Der jetzige Deal sei die grösste Privatisierung und der grösste Verkauf und Akquisition im Öl- und Gassektor weltweit im Jahr 2016, sagte Putin im russischen Fernsehen. Zuvor seien mit mehr als 30 Käuferinteressenten Gespräche geführt worden, sagte Setschin.
Der Deal kommt in letzter Minute für das russische Staatsbudget für nächstes Jahr. «Geld stinkt nicht», sagte eine russische Regierungsquelle der Nachrichtenagentur Reuters. Die Redewendung geht zurück auf den römischen Kaiser Vespasian (69-79 n. Chr.), der eine Steuer für die Benutzung öffentlicher Toiletten einführte, um die leere Staatskasse zu füllen.
Russland leidet unter dem Absturz der Öl- und anderer Rohstoffpreise. Die Folge ist eine tiefe Wirtschaftskrise, weshalb der Kreml nun teilweise Staatsunternehmen privatisiert.
Dass Glencore mit Katar zusammenspannt, ist keine Überraschung. Das Emirat ist mit einem Anteil von 9,25 Prozent der grösste Aktionär des Zuger Rohstoffkonzerns. Auch bei der Credit Suisse ist Katar Grossinvestor.
Mit dem Abkommen werden Glencore und Katar die zweitgrössten ausländischen Aktionäre von Rosneft. Bedeutender ist noch der britische Erdölriese BP, der 19,75 Prozent am russischen Konzern hält. Trotz aller Privatisierung soll die Mehrheit an Rosneft weiterhin in russischen Staatshänden bleiben.