Energie
Alpiq macht nach Abschreiber 902 Millionen Franken Verlust

Der Energiekonzern Alpiq ist weiter damit beschäftigt, sich neu zu erfinden. Weil das traditionelle Geschäft mit der Stromproduktion nicht mehr rentiert, muss Chefin Jasmin Staiblin andere Geschäftsfelder finden. Neu will sie mit dem Abbruch der Schweizer Kernkraftwerke Geld verdienen.
Publiziert: 09.03.2015 um 15:23 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 04:31 Uhr

«Wir haben diese Kompetenz», sagte sie vor Journalisten am Montag. Eine Tochter der Alpiq, die Heidelberg GmbH, ist bereits in Deutschland in diesem Bereich tätig. In der Schweiz hat Alpiq nun für den gleichen Zweck die Swiss Decomissioning AG gegründet. «Der Schritt erfolgt aus industrieller Logik», sagte Staiblin.

Alpiq respektive die neue Tochter wird demnach sogenannte Gesamtlösungen suchen für den Nachbetrieb und den Rückbau von Kernenergieanlagen sowie für den Strahlenschutz und die Dekontamination.

Das Unternehmen wird an offiziellen Ausschreibungen teilnehmen müssen, wie Staiblin erläuterte. «Wir sind an allen vier Kernkraftwerken und allen fünf Reaktoren in der Schweiz interessiert.» Konkrete Zeitpläne und Ertragseinschätzungen liegen noch nicht vor.

Alpiq will sich aber auch die neuen Technologien zu Nutze machen und neue Dienstleistungen anbieten. Bereits Ende 2013 gab das Unternehmen seine neue Strategie bekannt. «Wir haben den richtigen Weg eingeschlagen», sagte Staiblin am Montag. Langfristig will der Konzern sich zu einem Energie-Dienstleister mit «innovativen Komplettlösungen» entwickeln.

Im Sommer hat Alpiq beispielsweise GridSense auf den Markt gebracht. Diese Technologie antizipiert, steuert und optimiert den Stromverbrauch in Gebäuden. Zudem entwickelt Alpiq zusammen mit dem Versicherungskonzern Zurich, mit dem Industriekonzern Siemens sowie dem Telekomanbieter Swisscom ein Zugangs- und Abrechnungssystem für Elektroauto-Ladestationen.

Festhalten will die Konzernchefin Staiblin aber an der Wasserkraft, welche sie als das Rückgrat der Schweizer Stromversorgung bezeichnet. Wasserkraft müsse als erneuerbare, flexible Energiequelle anerkannt werden, sagte Staiblin an die Adresse der Politik.

Dem Konzern machen die hohen Kosten zu schaffen wie Wasserzinsen und Steuern, die rund 40 Prozent der Gestehungskosten ausmachen. Staiblin plädiert für eine Verteilung dieser Kosten «entlang der gesamten Wertschöpfungskette.»

Zwar habe Alpiq andere Betriebskosten senken können, dennoch musste das Unternehmen Abschreibungen und Rückstellungen in der Höhe von etwa einer Milliarde vornehmen. Grund dafür sind die tiefen Grosshandelspreise, welche eine Abwertung der Kraftwerkparks nötig machen.

Unter dem Strich schrieb Alpiq 2014 einen Verlust von 902 Mio. Franken, nach einem Gewinn von 18 Mio. Fr. im Vorjahr. Der Umsatz belief sich noch auf 8,1 Mrd. Fr. nach 9,4 Mrd. im Vorjahr. Ohne den Abschreiber sowie vor Zinsen und Steuern hätte der Betriebsgewinn (EBITDA) 609 Mio. Fr. betragen statt 312 Mio. Fr. gemäss IFRS und der Reingewinn 145 Millionen.

Im Ausblick geht Alpiq davon aus, dass auch das Ergebnis 2015 von den Grosshandelspreisen gedrückt wird. Gründe ortet der Konzern in den hohen Subventionen für Wind- und Solarkraftwerke sowie im tiefen Preis der Primärenergiequellen Öl, Gas und Kohle. Auch andere Energiekonzerne rechnen wegen der tiefen Preise mit einer Durststrecke.

Alpiq sieht sich von den tiefen Grosshandelspreisen aber stärker als andere Energiekonzerne betroffen, weil das Unternehmen keine Endkunden beliefert.

Den Aktionären wird eine Wahldividende vorgeschlagen. Sie können wählen zwischen einer Dividende in bar von 2 Franken pro Aktie, oder sie können die Dividende als Aktien zu beziehen. Die Hauptaktionäre haben sich bereits für zusätzliche Aktien anstelle der Bardividende entschieden.

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