Bescheidenheit liegt ihm nicht besonders: Mit dem Börsenrückzug seines US-Elektroautokonzerns würde Tesla-Chef Elon Muks (47) nicht nur das bisher grösste Buyout eines börsennotierten Unternehmens bewerkstelligen. Die über 70 Milliarden Dollar, die Investoren aufbringen müssten, überböten alle bisherigen Mega-Deals um mehr als das Doppelte.
Im Licht von Musks Ambitionen scheint etwa der Heinz-Ketchup-Kauf von 23,6 Milliarden Dollar aus dem Jahr 2013 geradezu gemässigt. Dabei wirkte dort niemand weniger mit als US-Starinvestor Warren Buffett (87), dessen Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway 12 bis 13 Milliarden Dollar aufgewendet hatte. Mit von der Partie mit weiteren Milliarden waren die Grossbanken JP Morgan und Wells Fargo sowie 3G Capital.
Drohende Sammelklagen
Der IT-Unternehmer Michael Dell (53) wiederum hatte den gleichnamigen Computerkonzern 2013 von der Börse genommen. Ähnlich wie Musk begründete er den Rückzug von der Börse mit überhöhtem Wachstumsdruck. Ganze 21,2 Milliarden Dollar hatte die Privatisierung von Dell gekostet. Als bisher grösster Börsen-Buyout gilt jener des US-Energiekonzerns TXU für 32,8 Milliarden Dollar vor elf Jahren.
Auf die Börseneuphorie nach Musks Tweet zu Teslas möglicher Privatisierung vom Dienstag haben die Zweifel der Marktteilnehmer die Tesla-Aktie gestern Donnerstag um 4,8 Prozent auf gut 352 Dollar in die Tiefe gerissen – der Stand, auf dem sie bis am Freitagnachmittag vor sich hindümpelte. Die Sorgen vor rechtlichen Konsequenzen durch Musks Tweets gewannen derweil weiter an Boden.
Mindestens zwei US-Kanzleien prüfen, ob der Starunternehmer mit seinem überraschenden Tweet gegen Wertpapiergesetze verstossen hat, und trommeln Mandanten für mögliche Sammelklagen zusammen.
Die New Yorker Anwaltsfirmen Scott+Scott und Kaplan Fox & Kilsheimer haben Aufrufe an Investoren veröffentlicht, die kürzlich Tesla-Aktien gekauft oder verkauft haben. Man wolle untersuchen, ob Tesla gegen die Offenlegungsvorschriften verstossen habe. Als rechtlich brisant gilt vor allem seine Behauptung, die Finanzierung für einen solchen Deal sei gesichert.
Sollte Musk seinen Tweet nur abgesetzt haben, um den Aktienkurs für ein paar Stunden in die Höhe zu treiben, könnte das den Tatbestand von Kursmanipulation oder Wertpapierbetrug erfüllen. Musk hatte nämlich den Anlegern, die auf einen sinkenden Kurs wetten, Verluste in Milliardenhöhe beschert. Offenbar hat die US-Börsenaufsicht SEC Tesla bereits ins Visier genommen.
Gerüchte um Einstieg der Saudis
Klagen könnten aber auch Aktionäre, die auf steigende Kurse setzten. Sie könnten sich betrogen fühlen, weil sie in der Erwartung eingestiegen sind, dass der Kurs auf 420 Dollar steigen wird.
Laut einer Quelle, auf die sich CNBC stützt, soll Musk mit dem Staatsfonds Saudi-Arabiens über eine mögliche Finanzierung eines Deals zum Rückzug von der Börse gesprochen haben. Es sei aber bislang unklar, ob die Saudis irgendwelche Zusagen gemacht hätten.