Einkaufstourismus geht zurück
Jetzt jammern die Deutschen plötzlich wieder

Deutsche Händler in Südbaden klagen über einen Rückgang der Schweizer Einkaufstouristen in diesem Jahr. Vor nicht allzu langer Zeit war das Gegenteil der Fall.
Publiziert: 13.09.2017 um 06:17 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:54 Uhr
Ein deutscher Zöllner stempelt Ausfuhrscheine im Akkord.
Foto: ZVG
Ulrich Rotzinger

Lange Wartezeiten an den Grenzübergängen, auf den Parkplätzen nur noch Autos mit Schweizer Nummernschild, kein Durchkommen in den Läden am Samstag – und überall nur noch Schweizerdeutsch: So motzten die Einheimischen in den deutschen Grenzstädten von Freiburg im Breisgau bis Konstanz am Bodensee noch im letzten Jahr über Schweizer Einkaufstouristen (BLICK berichtete).

Der Einkaufstourismus hatte 2017 die Decke erreicht. Die Händler aber rieben sich die Hände. Gegen 11 Milliarden Franken Kaufkraft floss in die Nachbarländer ab. Die Kassen klingelten.

Doch jetzt jammern die Deutschen in Südbaden plötzlich wieder. Der Grund ist aber ein anderer. Seit einigen Monaten schnaufen die Händler in der Region, «denn es kommen nicht mehr so viele zahlungskräftige Kunden aus der Schweiz. Dieser Trend verfestigt sich nun», schreibt die «Badische Zeitung». 

«Zeiten der Umsatzzuwächse vorbei»

Olaf Kather, Geschäftsführer vom Handelsverband Südbaden: «Die Zeiten der Umsatzzuwächse mit der Schweiz scheinen vorbei zu sein.» 

Foto: Ringier Infographics

Vor allem im Süden Südbadens war auf die Schweizer Kundschaft Verlass, so die Zeitung weiter. Laut dem Verband-Chef sei der Umsatz mit den Eidgenossen «nach wie vor gut». Doch nun senkten die Schweizer Detailhändler ihre Preise. Folge: Die Reise zum Einkauf in Deutschland wird weniger attraktiv.

In Zahlen des Handelsverbands: 42 Prozent der südbadischen Händler melden rückläufige Umsätze mit Schweizern. 14 Prozent machen bessere Geschäfte mit den Eidgenossen im laufenden Jahr. Insgesamt habe gerade mal einer von sechs Händlern im ersten Halbjahr mehr Geld verdient als in der Vorjahresperiode.

Onlineshopping und Grossbaustellen

Weitere Gründe für die deutsche Umsatzdelle: vermehrtes Onlineshopping und Grossbaustellen in Städten wie Freiburg, die den Schweizern die Lust aufs Euro-Shopping nehmen würden. 

Selbst die Hochburg der Schweizer Einkaufstouristen meldet eine «Sättigung bei Schweizer Einkaufstouristen». Handelsexperte Bertram Paganini von der Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee in Konstanz: «Die Einschätzung von Herrn Kather basiert auf den Aussagen vieler Einzelhändler. Die Situation ist so wie beschrieben. Da muss ich nichts korrigieren.» 

Paganini: «Wir hatten auch im letzten Jahr erstmals im Bereich des Hauptzollamts Singen rückläufige Zahlen bei den Ausfuhrkassenzetteln. Ich denke auch, dass wir mit Umsatzzuwächsen nicht mehr rechnen dürfen.» Eher sei nun zu hoffen, dass das hohe Niveau gehalten werden könne.

Der Einkaufstourismus ins benachbarte Ausland geht also zurück. Die Bad News für deutsche Händler sind Good News für Schweizer Detailhändler.

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