Immer wieder ist Luzern in den vergangenen Monaten wegen Airbnb in den Schlagzeilen gewesen. Grosse Teile der Bevölkerung stören sich an den vielen Wohnungen, die der Übernachtungsvermittler Reisenden aus aller Welt anbietet. Bezahlbarer Wohnraum verschwindet und wird von Agenturen für teures Geld an Touristen vermietet.
Normalen Bürgern stösst das sauer auf. Etwa Sylvie Rüthemann (66), die BLICK ihre Leidensgeschichte erzählt hat. Früher waren ihre Nachbarn Einheimische. Heute wohnt die Luzernerin mit lauter Touristen unter einem Dach. Das Gebäude, lange in Familienbesitz, ist zum Airbnb-Haus geworden – zu Rüthemanns Leidwesen.
«Es sieht aus wie eine Absteige»
In den Häusern hätten immer lokale Mieter gewohnt. «Jetzt sieht es aus wie in einer Absteige.» Am meisten störe sie die ständige Putzerei durch die Agenturen. Dazu käme der Lärm und die Abnutzung, vor allem durch die vielen Rollkoffer, die tagein, tagaus durchs Treppenhaus rollen. Rüthemann hat das Ferienfeeling zu Hause – und sie würde gerne darauf verzichten.
Der Übernachtungsvermittler zeigt sich nun wenigstens in einem Bereich kooperativ. Airbnb zieht ab dem 1. Januar 2020 bei Buchungen im Kanton Luzern auch gleich die Tourismusabgaben pro Übernachtung und pro Person ein. Das hat der Online-Übernachtungsvermittler mit Luzern Tourismus vereinbart.
Damit habe Airbnb den sechsten solchen Vertrag in der Schweiz abgeschlossen, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. In der Schweiz hat Airbnb neben Luzern bereits ähnliche Vereinbarungen in Schaffhausen, Zürich, Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Zug.
Basel hat 435'000 Franken eingenommen
Erst im August hatte die Luzerner Mieter-Lobby den Übernachtungsvermittler öffentlich kritisiert. Die beiden SP-Politiker David Roth und Cyrill Studer Korevaar hatten damals an einer Pressekonferenz die «Aushebelung des Mietrechts» durch Anbieter wie Airbnb kritisiert.
In der Stadt Luzern muss, wer privat gegen Geld Reisende beherbergt, Kurtaxen und Beherbergungsabgaben von 2.80 Franken pro Person und Übernachtung zahlen und die Einnahmen versteuern. Die Vermieter müssen von jedem Reisenden einen Meldeschein ausfüllen und diesen der Polizei während fünf Jahren zur Verfügung stellen.
Wie viel Geld die Abgaben von Airbnb-Kunden in die öffentlichen Kassen spülen kann, zeigt das Beispiel des Kantons Basel-Stadt. Er hat im ersten Jahr seiner Vereinbarung mit Airbnb 435'000 Franken an Gasttaxen eingenommen. Das Basler Amt für Wirtschaft und Arbeit (Awa) wertet das als Erfolg. (pbe/SDA)