Eine halbe Milliarde jährlich!
Makler-Provisionen treiben Krankenkassen-Kosten hoch

500 Millionen Franken jährlich! So viel geben Krankenkassen laut einer Analyse des Vergleichsdienstes Moneyland.ch für Makler-Abschlussprovisionen aus.
Publiziert: 01.11.2017 um 21:20 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 03:16 Uhr
Derzeit läuft der Kampf um neue Kunden bei den Krankenversicherern auf Hochtouren.
Foto: Keystone
Ulrich Rotzinger

Abschlussprovisionen für Grund- und Zusatzversicherungen sind immer ein Politikum. Besonders sind sie ein Thema, wenn die Krankenversicherer ihre Tarife für die Grundversicherung bekannt geben, was vor ein paar Wochen der Fall war. Bis Ende November können Grundversicherte noch ihren Anbieter wechseln. 

Jetzt meldet sich Moneyland.ch mit einer Auswertung. Der Vergleichsdienst hat neuste Daten des Bundesamts für Statistik (BAG) und der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) untersucht. Resultat: Besonders hoch fallen die Zahlungen der Krankenkassen für Makler-Abschlussprovisionen im Bereich der Zusatzversichungen aus.

Nur ein kleiner Teil der Provisionen für Grundversicherung

Benjamin Manz, Geschäftsführer von Moneyland.ch, sagt: «Abschlussprovisionen in der Höhe von mehr als 500 Millionen Franken treiben die Verwaltungskosten der Krankenversicherer in die Höhe.» Davon entfielen nur 33 Millionen auf die Grundversicherung.

Im Detail: In der Grundversicherung 2016 betrugen die Provisionen 33 Millionen Franken. Das entspricht 2,4 Prozent der gesamten Verwaltungskosten in der Grundversicherung. Die vom BAG erfassten Zusatzversicherungen weisen laut Manz rund 56 Millionen an Provisionen aus. Der Anteil der Provisionen an den Verwaltungskosten im Bereich Zusatzversicherungen beträgt hohe 25,6 Prozent.

Finma erfasst Zusatzversicherer zusätzlich

Die meisten grossen Anbieter von Zusatzversicherungen werden allerdings nicht vom BAG erfasst, sondern unterliegen der Finma-Kontrolle. Gemäss Finma-Daten haben Krankenkassen für Versicherungsprovisionen von Maklern und Agenten 428 Millionen Franken aufgewendet. «Das entspricht rund 29 Prozent der totalen Verwaltungskosten», heisst es in der Moneyland.ch-Mitteilung.

Laut Finma seien mit rund 106 Millionen Franken bei Helsana die Provisionen im Zusatzversicherungsgeschäft am höchsten. Rund die Hälfte der Verwaltungskosten würden Provisionen bei der Assura betragen, so der Vergleichsdienst.

«Superprovisionen setzen falsche Anreize»

Manz warnt: «Häufig werden Zusatzversicherungen den Konsumenten durch Makler und Agenten mit falschen Versprechungen aufgeschwatzt, um an die hohen Provisionen zu kommen.»

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Ein besonderes Problem seien Superprovisionen von über deutlich 1000 Franken, die Krankenversicherer Makler in Aussicht stellten. «Das System der Superprovisionen setzt falsche Anreize und kann damit zu Fehlberatungen führen», sagt Manz.

Verwaltungsaufwand von 163 Franken pro Person

Laut Moneyland.ch beträgt der Verwaltungsaufwand in der obligatorischen Grundversicherung (Personalkosten, Werbung, Provisionen, Administration) pro versicherte Person im Schnitt 163 Franken. Vor fünf Jahren lag dieser noch bei 153 Franken.

Tiefe Durchschnittswerte weisen die Krankenkassen Luzerner Hinterland (87 Franken), Sanagate (90), Sana24 (94) und Sumiswalder Krankenkrasse (96) auf. Am höchsten ist der Wert laut dem Vergleichsportal bei der Krankenkasse Ingenbohl (383 Franken).

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