Einbruch bei den Buchungen
Jugendherbergen sehen alt aus

2015 war ein schwieriges Jahr für die Schweizer Jugendherbergen, da Gäste aus den Nachbarländern ausgeblieben sind. Schuld daran ist der Frankenschock.
Publiziert: 22.11.2015 um 18:51 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:16 Uhr
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Tiefpreis-Luxus auf 1600 m ü. M.: Jugi in Davos GR.
Von Philipp Albrecht

Ein herber Rückschlag für die Schweizer Jugendherbergen! «Wir verzeichnen dieses Jahr rund 24 000 Logiernächte weniger», sagt Fredi Gmür, Chef der Schweizerischen Jugendherbergen (SJH), zu BLICK. Das ist ein Minus von 3,5 Prozent.

«Gleich nach dem Frankenschock brach die Nachfrage zusammen.» Fredi Gmür, SJH-Chef
Foto: Gian Vaitl

Was nach wenig aussieht, ist für die Schweizer Jugis beträchtlich. Denn in den letzten Jahren sind die Übernachtungszahlen stetig gestiegen. Jetzt die abrupte Wende nach dem Ende des Euro-Mindestkurses. «Nach dem Frankenschock am 15. Januar brach die Nachfrage innerhalb einer Woche zusammen», erklärt Gmür. Es sind denn auch die Gäste aus dem Euroraum, die ausbleiben. Aus Deutschland kamen 21 Prozent weniger Gäste. Aus Belgien, Frankreich, Italien und den Niederlanden sogar 25 Prozent weniger. Der gesamte Euro-Anteil sei einfach so weggebrochen, sagt Gmür.

Dabei wären die Jugendherbergen eine günstige Alternative für preissensitive Gäste. Gmür: «Bei vielen stehen halt die gesamten Kosten des Aufenthalts im Fokus. Neben der Übernachtung kommen einige Nebenausgaben dazu. Und die sind für Europäer auch teurer geworden.»

Zwar sind die Jugis nicht gewinnorientiert, aber nach diesem schlechten Jahr fehlt Geld für Investitionen. Darum muss Gmür jetzt sparen: «Gewisse Stellen werden abgebaut. Das betrifft vor allem Saisonniers, die bei uns zwischen Dezember und April arbeiten. Wir werden diesen Winter so wenige wie möglich anstellen.» Betroffen sind Italiener und Portugiesen.

Was viele nicht wissen: Die heute 52 Schweizer Jugendherbergen haben sich längst zu modernen Gasthäusern mit hohem Standard entwickelt. Waren Doppelzimmer mit Bad früher noch die Ausnahme, so sind sie heute die Regel. Und die Preise bleiben tief: Ein Doppelzimmer kostet zwischen 60 und 80 Franken pro Person. Die Unterkünfte wurden auf Familien zugeschnitten, beliebt sind aber bei jungen Touristen mit kleinem Budget auch die Mehrbettzimmer.

Immerhin: Die Schweizer halten den Jugis die Treue. Ihr Anteil ist dieses Jahr von 60 auf 65 Prozent angestiegen. Auch die Gäste aus Übersee und Asien bleiben nicht fern. «Aus Südkorea, Australien und Taiwan haben wir sogar leichten Zuwachs», freut sich Gmür. In diesen Märkten will er nun die Werbung verstärken.

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