Das Datum war aus Marketingsicht perfekt gewählt. Zum Nationalfeiertag am 1. August vor einem Jahr lancierten die SBB flächendeckend den SwissPass – den «Pass für die Schweiz». Das neue «intelligente» Plastikkärtli löste die blauen GA- und Halbtax-Abonnements ab. Argumentiert wurde auch mit den Kosten: Die alten, blauen Karten wurden jährlich ersetzt. Der neue Pass aber soll eine Lebensdauer von fünf Jahren haben. Die Abos erneuern sich auf dem Chip im Innern des Passes.
Doch das Alter von fünf Jahren werden viele Swisspässe gar nicht erleben, wie Nachforschungen von SonntagsBlick jetzt zeigen. Bei zahlreichen Karten löst sich die durchsichtige Schutzfolie vom Plastik. Der SwissPass häutet sich. Und das, obwohl die meisten Pässe noch nicht einmal ein Jahr alt sind.
«Wir haben vereinzelt Rückmeldungen erhalten, dass sich am SwissPass ein Teil der Overlay-Folie löst», bestätigt SBB-Sprecherin Franziska Frey. Mit der Kartenproduktionsfirma sei man daran, «die Ursache zu eruieren und eine Lösung zu erarbeiten». Laut Frey beeinträchtige die abgelöste Folie die Funktion des Passes nicht. Wer betroffen ist, kann sich seinen Pass an einem SBB-Schalter ersetzen lassen. «Selbstverständlich gratis.»
Es ist nur ein weiteres Malheur im Pannen-Palmarès des SBB-Passes. Schon vor seiner Lancierungen vor einem Jahr sorgte das rote Kärtli für rote Köpfe. Denn der SwissPass speicherte die Daten seiner Träger. Jedes Mal wenn ein Kondukteur das Kärtli scannte, wurde dies registriert. Nach massiver Kritik von Datenschützern – unter anderem vom Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten Jean-Philippe Walter – gaben die SBB zerknirscht auf. Im März wurde die Datenbank mit den Informationen gelöscht.
SBB ziehen in einem Monat Bilanz
Und obwohl das neue Kärtli technologischen Fortschritt markieren soll, sorgte es für zahlreiche praktische Probleme. So ist es aktuell nicht möglich, zwei Abos wie ein Halbtax und ein Gleis 7 auf dem SwissPass zu vereinen – notabene ging das mit den alten, blauen Kärtli problemlos. Wer die beiden Abos kombiniert löst, bekommt heute zwei Kärtli: Eines SwissPass fürs Halbtax und ein Gleis 7 im altbekannten Format.
Laut Experten und SBB-Insidern ist das ein weiteres klares Zeichen, dass der SwissPass verfrüht und unausgereift auf den Markt kam.
Ob man in Zukunft die beiden Abonnements wieder auf einem Kärtli vereinen kann, liessen die SBB auf Anfrage offen. Klar ist, dass der SwissPass zu seinem ersten Geburtstag mit einer ganzen Palette von Problemen konfrontiert ist, die gelöst werden müssen. Am 26. August wollen die SBB an einer Medienkonferenz dann selber Bilanz ziehen zu einem Jahr SwissPass.