Es war ein Jahr der Krisen: Frankenkrise, Tourismuskrise, Griechenlandkrise, Flüchtlingskrise, Detailhandelskrise. Die Opfer sind bekannte Namen. Zum Beispiel die SBB-Reisebüros: Per Ende 2015 werden keine Flugtickets, Badeferien oder Kreuzfahrten mehr verkauft.
Mit dem Aus der 163 SBB-Verkaufsstellen sinkt die Gesamtzahl der Schweizer Reisebüros auf gegen 1800. Vor 15 Jahren waren es noch doppelt so viele.
Ob es bei der bisherigen Zahl der Kuoni-Reisebüros in den nächsten Jahren bleibt, ist fraglich. Die Kuoni-Gruppe hat kürzlich den Verkauf seines Schweizer Reisebürogeschäfts an den deutschen Detailhandelskonzern Rewe (DER Touristik) abgeschlossen. DER Touristik will an den 80 Schweizer Reisebüros vorderhand festhalten, hiess es im November.
Doch nicht nur die Reisebranche muss Opfer bringen. Heftig trifft das Aus des Euro-Mindestkurses kleine und mittlere Detailhändler: Ende Oktober teilte etwa die Modekette Bernie’s mit, die Zürcher Filialen schliessen zu müssen. Der erstarkte Franken gab den Unternehmen den Rest!
Auch der kultige Kleiderverkäufer Jamarico löste das Modegeschäft auf. Und Jeans & Co hat alle zwölf Filialen geschlossen. Companys hat Konkurs angemeldet, Filialen geschlossen und die wenigen, übrig gebliebenen Läden an einen Konkurrenten in Dänemark verhökert.
Der Schuhhändler Pasito-Fricker hielt dem Druck ebenfalls nicht stand: 14 Filialen müssen schliessen. Auch Vögele Shoes macht Filialen dicht, etwa die am Limmatplatz in Zürich beim Hauptsitz der Migros. Bata muss ebenfalls Schuhläden schliessen.
Das Modehaus Paul Kehl gibts gar nicht mehr – die Filialen wurden in die PKZ-Häuser integriert. Billigtextiler Chicorée und Tally Weijl dünnen ihr Filialnetz aus. Das mag am starken Franken und dem Einkaufstourismus liegen. Andererseits graben Online-Riesen wie Zalando und Amazon den Schweizer Läden das Wasser ab.
Schlag auf Schlag geht es in der Möbelbranche: Pfister kaufte Möbel Hubacher vom Markt weg. Andere triffts noch schlimmer: Die Möbelfabrik Karl Schuler aus Rothenthurm SZ ist pleite. 48 Angestellte stehen auf der Strasse. Mitte Juli streicht der Möbelhersteller Fraubrunnen im Kanton Bern knapp die Hälfte seiner 70 Stellen.
Und Möbel Svoboda in Schwarzenbach SG blieb nichts anderes übrig, als sieben seiner 60 Angestellten zu kündigen. «Wir mussten die Verträge auflösen, um wettbewerbsfähig zu bleiben», sagte ein Sprecher Anfang Juni.
Doch nicht nur traditionelle Geschäfte verschwinden, sondern auch bekannte Markennamen: Aus Orange wurde Salt. UPC Cablecom will nur noch UPC heissen und wirft den berühmten Zusatz in den Chübel.
Von Januar bis November 2015 gingen 4003 Unternehmen pleite. Dies entspricht einer Zunahme gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent. Das Analyse-Institut Bisnode D&B erwartet für das Gesamtjahr 4400 Insolvenzen.