Die Swisscom wächst – dank Fastweb. Eine Nachricht, die noch vor fünf Jahren unvorstellbar gewesen wäre. Damals, als die italienische Breitbandtochter dem Schweizer Telekomriesen einen Abschreiber von 1,2 Milliarden Franken eingebrockt hatte.
Die Kritiker fühlten sich bestätigt. Sie hatten bereits 2007 vor einer Übernahme gewarnt. Der Kaufpreis von 6,9 Milliarden Franken sei zu hoch, hiess es. Doch Carsten Schloter (†49), damaliger Swisscom-Chef, lies sich nicht beirren. Fastweb sei ein «Meisterstück italienischen Unternehmertums», sagte er.
Anfangs schien er Recht zu bekommen: Ein Jahr nach dem Kauf verbuchte der Internet-Anbieter zum ersten Mal schwarze Zahlen. Doch die Wirtschaftskrise liess die Umsätze einbrechen. Zudem rankten sich Korruptionsgerüchte um die Firma. Schloter musste einräumen, zu viel für den Breitbandanbieter bezahlt zu haben. Als Fehler wollte er die Übernahme nicht bezeichnen.
Deutliches Gewinnplus
Heute steht Fastweb gut da. Der Umsatz ist im ersten Halbjahr 2016 auf umgerechnet 955 Millionen Franken geklettert. Ein Plus von 2,2 Prozent. Auch der Betriebsgewinn (EBITDA) kann sich mit 363 Millionen sehen lassen. Dort ist allerdings eine Entschädigung der Telecom Italia eingerechnet. Doch nimmt man die weg, ist der Betriebsgewinn immer noch um 22 Millionen gestiegen (+7,7 Prozent). Das ergibt eine Marge von 32 Prozent.
Damit läuft das ehemalige Sorgenkind dem Mutterkonzern den Rang ab. Der hat im ersten Halbjahr 5,77 Milliarden Franken Umsatz gemacht – und ein Mini-Plus von 0,2 Prozent verbucht. Der Betriebsgewinn legte um 4,4 Prozent auf mit 2,2 Milliarden zu – was eine Marge von 38 Prozent ergibt.
Trotz tiefen Roaming-Preisen, gesättigtem Mobilfunkmarkt und rückläufigem Festnetz-Geschäft steht die Swisscom nach wie vor gut da. Auch dank Fastweb und Carsten Schloter.