Die Demonstrationen verliefen ohne grössere Zwischenfälle. Die Regierung von Präsident Lenín Moreno hatte vor einer Woche die Treibstoff-Subventionen gestrichen, was zu Preissteigungen von bis zu 100 Prozent führte.
Die Demonstranten geben Moreno die Schuld für den Anstieg der Treibstoffpreise, da er im März ein Abkommen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) abgeschlossen hatte. Ecuador sicherte sich damit milliardenschwere IWF-Kredite. Im Gegenzug wurde Morenos Regierung zur Auflage gemacht, die staatlichen Subventionen für Kraftstoff zu senken.
Landesweit legte ein Generalstreik das öffentliche Leben lahm. Auf den Strassen war kaum Verkehr zu sehen, die Geschäfte blieben geschlossen, an den Schulen fiel der Unterricht aus.
Der Ausstand war überwiegend friedlich, allerdings kam es auch zu Strassenschlachten zwischen maskierten Jugendlichen und der Polizei. In der Hauptstadt Quito wurden nach Augenzeugenberichten mehrere Menschen verletzt.
Die Regierung hat inzwischen den Ausnahmezustand verhängt und um Regierungsgebäude Sperrbezirke eingerichtet. Moreno verlegte seine Regierung am Montag nach Guayaquil, um den Unruhen in Quito auszuweichen.
In der Hauptstadt war es am Dienstag zu Ausschreitungen gekommen. Demonstranten drangen kurzzeitig ins Parlament ein, bevor sie von der Polizei vertrieben wurden. Nach Angaben von Innenministerin María Paula Romo wurden seit Beginn der Protestwelle 676 Demonstranten festgenommen. Nach offiziellen Angaben gab es bislang einen Toten und mehr als 70 Verletzte.
Angesichts der sozialen Unruhen in Ecuador ist die wichtigste Erdölpipeline des Landes vorübergehend ausser Betrieb genommen worden. Das Energieministerium begründete dies am Mittwoch mit der Besetzung mehrerer Förderanlagen im Amazonas-Gebiet durch Demonstranten.
Weil kaum mehr Öl komme, werde der Betrieb des Trans-Equatorian Oil Pipeline System, durch das normalerweise knapp 70 Prozent des in dem Land geförderten Erdöls gepumpt werden, vorübergehend ausgesetzt.
(SDA)