Der Mercosur – Mercado Comun del Sur, gemeinsamer Markt des Südens – ist ein Handelsbündnis zwischen Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. Die EU verhandelt seit 1999 mit dem Mercosur über ein Freihandelsabkommen. Gerade laufen wieder Gespräche, ein Abschluss ist jederzeit möglich.
Gleichzeitig verhandelt auch die Schweiz zusammen mit den anderen Efta-Mitgliedern Liechtenstein, Island und Norwegen mit den Südamerikanern. Vorteil für die Schweiz: der Zugang zu einem Markt mit 260 Millionen Menschen.
Fokus Fleisch
Die Mercosur-Agrargrossmächte bieten ihrerseits Zucker, Tabak und andere Agrarprodukte. Kritiker des Abkommens, wie die Hilfsorganisation Swissaid, haben vor allem einen Fokus: den Import von Poulet und Rindfleisch.
Derzeit stammt 36 Prozent vom Schweizer Import-Poulet aus den Mercosur-Staaten, insgesamt 47'500 Tonnen. Im vergangenen Jahr importierte die Schweiz zudem 3500 Tonnen Rindfleisch aus Südamerika, also 17 Prozent des Imports.
Diese Woche gibt es Schub von höchster Stelle für das Abkommen. Bundesrat Johann Schneider-Ammann (66) ist mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik zu Besuch in Südamerika. Dort will er die Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen zwischen den Efta-Staaten und Mercosur weiter voranbringen.
Soja, Mais und teils auch Hormone
Kommt das Abkommen zustande, wird noch mehr Rindfleisch importiert werden. Dagegen stemmt sich die Schweizer Landwirtschaft. Es könnte aber auch unliebsame Folgen für den Schweizer Steak-Liebhaber haben. Dieser isst sein südamerikanisches Filet im Glauben, es stamme von Weiderindern, die sich auf der Pampa nachhaltig mit Gras mastreif fressen. Aber der Gaucho ist auch in Brasilien, Uruguay und Argentinien ein Auslaufmodell. Das Vieh erreicht sein Schlachtgewicht in «Feed-Lots», riesigen Anlagen, wo es mit Soja, Mais und teilweise Hormonbeigaben gefüttert wird.
In Argentinien wird 50 Prozent des Fleisches auf diese Weise produziert, betont Swissaid-Landwirtschaftsexpertin Christine Badertscher (36) im Gespräch mit BLICK.
Durch Mercosur käme in grossen Mengen Fleisch in die Schweiz, das womöglich «Hormonfleisch» ist, dessen Verkauf hierzulande nicht verboten ist. Dieses lande vor allem «in den Vertriebskanälen der Gastronomie», erklärt Badertscher. Der Metzger könne über die Fleischherkunft Auskunft geben. Aber im Steak-House sei das nicht immer möglich, respektive es werde auch nicht danach gefragt.
Bevor das Abkommen unterzeichnet wird, stellt Swissaid nun drei Forderungen: Erstens soll nur Fleisch ohne Hormone und Antibiotika in die Schweiz importiert werden dürfen. Zweitens will Swissaid weiter keine Einfuhren von gentechnisch-verändertem Soja. Und drittens müsse der Bundesrat untersuchen, wie sich das Abkommen auf die Kleinbauern und die Umwelt in Südamerika auswirke.