Düstere Aussichten nach Brexit
«Arbeitsmarkt im freien Fall»

Die Auswirkungen nach dem Brexit-Entscheid werden spürbar: Der britische Arbeitsmarkt ist eingebrochen und die englische Notenbank ergreift historische Massnahmen. Die Angst vor einer Rezession steigt.
Publiziert: 05.08.2016 um 09:55 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:58 Uhr
Die Zahl der ausgeschriebenen Stellen ging im Juli so stark zurück wie zuletzt bei der Rezession von 2009.
Foto: Andy Rain

Für den britischen Arbeitsmarkt sieht es düster aus. Nach dem Brexit-Entscheid ist dieser eingebrochen. Die Zahl der neu ausgeschriebenen unbefristeten Stellen sank laut einem Verband von Personalvermittlern im Juli so stark wie zuletzt während der Rezession 2009.

«Der Arbeitsmarkt hat im Juli einen dramatischen freien Fall erlebt», sagte Kevin Green, Chef des Berufsverbandes für Personalvermittlung (REC). Für ihn ist klar warum: «Die wirtschaftlichen Turbulenzen nach dem Votum für ein Ausscheiden Grossbritanniens aus der Europäischen sind zweifelsohne der Grund.» Viele Unternehmen stellten wegen der erhöhten Unsicherheit neue Mitarbeiter nur noch befristet ein.

Notenbank reagiert mit historischem Entscheid

Schnell ändern dürfte sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt nicht. Denn die Aussichten für die britische Wirtschaft sind alles andere als rosig: Die Bank of England ist alarmiert. Sie erwartet eine Vollbremsung des Wirtschaftswachstums von 2,3 auf 0,8 Prozent im kommenden Jahr.

Am Donnerstag reagierte sie darauf – und senkte den Leitzins auf das historische Tief von 0,25 Prozent. Zudem stockte sie ihr Wertpapier-Kaufprogramm auf: Die Notenbanker werden für 60 Milliarden Pfund Staatsanleihen kaufen, zusätzlich gibt es 10 Milliarden Pfund für Unternehmensanleihen. Damit stemmt sie sich gegen die drohende Rezession im Land. «Die Londoner Währungshüter reagieren damit nicht gerade zimperlich auf die spürbar gefallenen Konjunkturindikatoren. Die Wahrscheinlichkeit, dass das BIP im dritten Quartal schrumpft, nimmt täglich zu», sagt Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe.

Nur ein Platz auf der Zuschauertribüne

Die momentane Unsicherheit drückt auf die Konsumlaune und lastet auf der Investitionsbereitschaft der Firmen. Die Londoner Währungshüter haben die Hoffnung auf Wachstum in diesem Jahr bereits weitgehend begraben. Entscheidend für die britische Wirtschaft wird vor allem sein, ob Grossbritannien künftig noch Zugang zum EU-Binnenmarkt haben wird. Die Notenbanker werden beim Entscheid aber nur auf der Zuschauertribüne Platz nehmen. (bsh/sda)

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