Novartis-Chef Joseph Jimenez hat am Mittwoch nicht nur das Jahresergebnis von 2015 verkündet – sondern seinem Konzern auch ein saftiges Sparprogramm verordnet. Konkurrentin Roche, die am Donnerstag die Zahlen vorlegte, kommt besser aus einem von Wechselkurs-Schwankungen dominierten Jahr. Roche-CEO Severin Schwan freut sich über «ein erfolgreiches Jahr». Ist Roche etwa die bessere Novartis? Ein Vergleich.
Umsatz und Gewinn
Novartis setzte im vergangenen Jahr 49,4 Milliarden US-Dollar um – 2,7 Milliarden weniger als im Vorjahr. Novartis habe es im letzten Jahr nicht geschafft, «neu zugelassene Produkte – darunter vier Krebs-Medikamente – gut genug zu verkaufen», erklärt Michael Nawrath, Pharma-Analyst bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Alcon war lange ein Motor, jetzt macht die Sparte Augenheilkunde aber schlechte Figur. Das operative Ergebnis der Division brach auf die Hälfte ein.
Roche-CEO Severin Schwan hat dagegen mit einem konzernweiten Umsatzplus von einem Prozent die Nase vorn. Der Konzerngewinn von Roche sank allerdings um knapp eine halbe Milliarde, was fünf Prozent entspricht. Joseph Jimenez muss dagegen ein Drittel weniger Gewinn verbuchen als im Vorjahr.
Rechnet man die Wechselkursschwankungen heraus, machte die Novartis 2015 18 Prozent weniger Gewinn als 2014. Roche verzeichnet wechselkursbereinigt ein Gewinnplus von vier Prozent. Nominell schrumpften die Verkäufe um fünf Prozent. «Beide Firmen leiden unter den Wechselkursen», sagt Stefan Schneider, Analyst bei der Bank Vontobel.
Chef-Gehälter
Severin Schwan von Roche verdiente im abgelaufenen Geschäftsjahr 11,95 Millionen Franken – etwas weniger als im Jahr davor, als es 11,99 Millionen waren. Damit überrundet er Novartis-CEO Jimenez. Der bezog mit 11,6 Millionen Franken etwas weniger.
Aktien
Die Aktien von Roche standen nach Vorlage der Jahreszahlen 2015 um zwischenzeitlich 4,2 Prozent tiefer. Die Novartis-Papiere sinken im Schlepptau um 2,6 Prozent und finden somit nach dem Rückschlag um 3,7 Prozent am Vortag noch keinen Boden.
Die Roche ist 223,77 Milliarden Franken wert. Novartis bringt es auf 209,74 Milliarden Franken. Nach einem Kopf-an-Kopf im letzten Jahr setzt sich Roche also deutlich von der Konkurrentin ab.
Strategie
Schwans Roche entwickelt im Gegensatz zu Novartis fast ausschliesslich Bio-Tech-Produkte. «Für diese gibt es keine Generika und damit weniger Druck», erklärt Analyst Schneider. Allerdings hat Roche keine Sparte für Augenheilkunde wie Novartis mit Alcon.
Die krankt zwar noch. «Wenn das Alcon-Geschäft auf Vordermann gebracht wird, könnte die Prognose von Herrn Jimenez eintreffen, dass Alcon wieder im einstelligen Prozent-Bereich wächst», sagt ZKB-Analyst Nawrath. Alcon hat laut Nawrath Zukunftspotenzial, da immer mehr Menschen älter werden und daher immer mehr schlechter sehen. «Durch die demographische Entwicklung wird Augenheilkunde automatisch wachsen», ist sich Nawrath sicher.
Ausblick
«Roche und Novartis sind an verschiedenen Orten angelangt», sagt Vontobel-Analyst Schneider. «Novartis muss sparen – nicht nur weil Alcon schlecht läuft, sondern auch weil das Patent auf dem Top-Produkt Gleevec ausläuft.»
Jimenez hat zwei Trümpfe bereits auf den Tisch gelegt: Entresto und Cosentyx sind schon auf dem Markt und Träger grosser Hoffnung. Diese Produkte müssen laufen, wenn das Geschäft sich bessern soll.
Roche hat noch nichts Neues lanciert, dafür einiges in der Pipeline. Die drei Hauptprodukte von Roche sind laut einer ZKB-Analyse «an ihrem Plateau angelangt». Markante Umsätze könnten noch nicht im zweiten Halbjahr 2016 generiert werden.