Der Direktor des Dachverbands Handel Schweiz schlägt Alarm: «Die Digitalisierung erhöht den Druck auf die Arbeitsplätze massiv», warnt Kaspar Engeli (52). Das zeige das Beispiel der amerikanischen Supermarktkette Wal-Mart und des Online-Marktplatzes Amazon: Erst steige der Kostendruck durch die Vergleichbarkeit der Preise, die Margen tendierten gegen null, dann träfen die Kosteneinsparungen die Arbeitsplätze.
Bis zu 250'000 Jobs im Schweizer Handel könnten verloren gehen, sagt Engeli. «Falls sich das Tempo der digitalen Evolution nicht noch beschleunigt.» Laut Engeli sind derzeit 680'000 Menschen im Schweizer Handel beschäftigt.
Die Gefahr sei gross, dass im Handel viele Berufe künftig durch Maschinen ersetzt würden. Seine Mitglieder, Firmen wie Lüchinger und Schmid (Eier und Eierprodukte), Kuhn Schweiz (Baumaschinen) oder Manor (Warenhaus) stünden in Konkurrenz zu Online-Plattformen wie Amazon. Diese generiert mit Schweizer Kunden bereits über 400 Millionen Franken Umsatz pro Jahr.
Im gleichen Atemzug nennt Engeli auch das Internet-Auktionshaus Ebay, die Taxi-App Uber oder den chinesischen Amazon-Rivalen Alibaba.
«Jede zweite Schweizer Firma sieht diese Plattformen als Bedrohung, nur jede fünfte nutzt sie für den eigenen Vertrieb», zitiert Engeli aus einer Studie seines Verbands, die gestern vorgestellt wurde. Diese Plattformen hätten das Potenzial, den stationären Handel überflüssig zu machen. Engeli: «Wir können uns Amazon und Co. nicht mehr entziehen.»
Der Knackpunkt: Neun von zehn Firmen haben laut der Studie Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Digitalisierung. Ein Patentrezept gebe es nicht. Eine Schlüsselrolle spiele aber die Logistik: «Eine Lieferung in drei Tagen ist ein No-Go. Kunden erwarten allerspätestens eine Lieferung am Folgetag, lieber aber am gleichen Tag.»
Selbst eine Dorfladenkette wie Volg müsse sich der Digitalisierung stellen.