«Es ist ein grossartiges Jahr!»
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Bündner Touristen-Orte vorne
Gewinner und Verlierer des Corona-Sommers

Die Schweizer Hotellerie leidet massiv wegen Corona. Doch es gibt Ausnahmen. Was sind die Erfolgsgeheimnisse der Krisengewinner?
Publiziert: 12.09.2020 um 23:30 Uhr
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Aktualisiert: 05.11.2020 um 10:41 Uhr
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Beim Oeschinensee setzt dieser Tage eine Völkerwanderung ein.
Foto: Siggi Bucher
Thomas Schlittler

Masken, Risikolisten, Quarantänepflicht – weltweit ächzt der Tourismus unter der Corona-Pandemie und ihren Folgen.

Auch die Schweizer Hotellerie steckt in einer nie da gewesenen ­Krise. Von Januar bis Juli gingen die Übernachtungszahlen gegenüber der gleichen Vorjahresperiode um mehr als 40 Prozent zurück, für die Sommermonate Juni und Juli zeigt sich das gleiche Bild.

Am brutalsten ist der Einbruch in grossen Städten wie Zürich, Genf, Basel und Bern – die Geschäfts­reisenden stecken im Homeoffice. Ebenfalls am Boden sind Destina­tionen wie Engelberg OW, Luzern, Lauterbrunnen BE und Inter­laken BE, die in normalen Jahren vorwiegend internationale Gäste ­anziehen.

Doch nicht für alle war der Corona-Sommer eine Katastrophe. Es gibt auch Destinationen, für die 2020 als eines der besten Jahre ever in Erinnerung bleiben wird. Sie konnten die fehlenden Gäste aus dem Ausland mit Einheimischen mehr als kompensieren.

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Doppelt so viele Logiernächte

Grosser Überflieger ist Disentis GR. Die 2000-Seelen-Gemeinde mit dem bekannten Benediktinerkloster verbuchte in den Monaten Juni und Juli 10'790 Logiernächte – das sind fast doppelt so viele wie im Vorjahr.

Dass die Zahlen nicht lügen, zeigt ein Gespräch mit Tourismusdirektorin Simona Barmettler: «Ein Dorfbewohner hat mir gesagt, dass er in den vergangenen 30 Jahren noch nie so viele Leute in Disentis gesehen habe wie in diesem Sommer.» Die Einheimischen würden sich aber über den Ansturm freuen: «Viele leben vom Tourismus und sagen jetzt: Endlich geht mal wieder etwas.»

Neben Corona habe sicher auch das Wetter zu den erfreulichen Zahlen beigetragen, sagt Barmettler. Viele Gäste hätten sehr kurz­fristig gebucht.

Sie betont aber auch, dass die jüngsten Erfolge von Disentis nicht aus dem Nichts kämen: «Wir haben in den letzten Jahren sehr viel investiert. Marcus Weber in Disentis, ­Samih Sawiris in Andermatt. Das scheint sich nun auszuzahlen.»

Rekordsommer in Flims

40 Kilometer weiter östlich, in Flims GR, durfte man diesen Sommer gar so viele Gäste begrüssen wie nie zuvor. Im Vergleich zum Sommer 2019 wurden 18'601 Übernachtungen mehr gezählt.

Guido Casty, Vorsteher des Tourismusdepartements, erklärt sich den Erfolg damit, dass Flims in den vergangenen Jahren sehr viel Zeit und Geld in die Basisarbeit, sprich die Produkteentwicklung, gesteckt habe: «Wir haben zum Beispiel den historischen Klettersteig Pinut ­wieder instand gestellt, und einen neuen, tollen Wasserweg mit Brücken von Jürg Conzett angelegt ­sowie zahlreiche andere Angebote kreiert.»

Ganz besonders freut Casty, dass Flims in diesem Jahr neue Gästegruppen erschliessen konnte. ­«Augenfällig waren die vielen ­Jungen. 20-Jährige, die in Gruppen wandern oder biken gingen. Das ist fantastisch, und wir hoffen natürlich, dass zumindest ein Teil davon auch nächstes Jahr wieder zu uns kommt.»

Romands sorgen für Erfolg

Ein weiterer wichtiger Grund für die Erfolge einiger Destinationen in der Deutschschweiz: die Romands! Sie haben massgeblich dazu beigetragen, dass Appenzell Innerrhoden als einer der wenigen Kantone kräftig zulegen konnte.

Der Tourimusverantwort­liche Guido Buob freut sich: «Der Anteil der Westschweizer betrug rund 20 bis 30 Prozent. Toll war auch, dass viele nicht nur für ein Wochenende zu uns gekommen sind, sondern für mehrere Nächte.» Der ­Appenzeller ist euphorisch: «Es ist ein gross­artiges Jahr für uns. Wir erlebten ­diesen Sommer eine noch nie gesehene Nachfrage durch Gäste, und auch jetzt sind die meisten Hotels noch restlos ausgebucht.» Geholfen habe sicher auch die Tatsache, dass man in Appenzell Innerrhoden seit Ende April keinen einzigen Corona-Fall mehr gehabt habe. Das sei gerade für ältere ­Gäste durchaus ein Ar­gument.

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