Direktzahlungen für Nationalräte
Sie sagen, was sie kriegen!

Elf Landwirte sitzen im Nationalrat. Acht geben Auskunft über ihre Direktzahlungen. Drei schweigen.
Publiziert: 03.01.2016 um 14:08 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 09:27 Uhr
Von Simon Marti, Joël Widmer (Text) und Giancarlo Cattaneo (Foto)

Kaum eine Lobby ist in Bern erfolgreicher als jene der Bauern. Jüngstes Beispiel: In der Wintersession kippte das Parlament den Plan der Landesregierung, die Direktzahlungen für Landwirte um 61,1 Millionen Franken zu kürzen. Das Beispiel zeigt: Das bäuerliche Powerplay spielt im Hightechland Schweiz nach wie vor ungebrochen. Während der Bund fleissig spart, erhalten die Bauern auch künftig gleich viel Geld wie bisher, total 2,8 Milliarden Franken pro Jahr.

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181'250 Franken: BDP-Nationalrat Duri Campell im Stall bei seinen Kälbern. Der Oberengadiner legt die Direktzahlungen an seine Betriebsgemeinschaft offen. Er fordert zugleich mehr Selbstbewusstsein von den Schweizer Bauern. «Im  Tier- und Umweltschutz sind wir Weltmeister!»

Elf Landwirte sitzen im Nationalrat. Sie können dort direkt über einen wesentlichen Teil ihres Auskommens mitbestimmen. SonntagsBlick wollte von den vier frischgebackenen Bauern im Nationalrat wissen, wie viel sie an Direktzahlungen für ihre Arbeit 2014 erhielten. Die acht Bisherigen wurden im vergangenen Sommer angefragt. Nicht allen war die Frage genehm.

Der Bündner BDP-Parlamentarier Duri Campell (52) hat kein Problem, die Direktzahlungen offenzulegen. «Ich bin für Transparenz», sagt der Vizepräsident des Bündner Bauernverbands. «Da kann ich doch keine Ausnahme machen, wenn es um den eigenen Sack geht.» Gemeinsam mit einer anderen Familie und einem Angestellten führen die Campells eine Betriebsgemeinschaft in Cinuos-chel, in der Oberengadiner Gemeinde S-chanf.

Insgesamt bewirtschaften sie eine Nutzfläche von 67 Hektar auf 1650 Meter Höhe. Dazu kommen neun Milchkühe, 15 Mastkälber und 80 Aufzuchttiere. Dafür erhielt der Betrieb 2014 181 250 Franken Direktzahlungen, etwa zwei Drittel des gesamten Umsatzes. «Wir Bauern erbringen eine Leistung, auf die wir stolz sein können», betont Campell. Wer die Subventionen in der Schweizer Landwirtschaft kritisiere, solle sich nur einmal in den Nachbarländern umschauen. In Sachen Umwelt- und Tierschutz seien die Schweizer Landwirte Weltmeister. «Das kostet aber», so Campell.

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Schweigt: Hansjörg Walter (64, SVP) ist Landwirt auf dem Greuthof in Wängi TG. Bis 2012 präsidierte Walter den Bauernverband.

Ähnlich offen gibt sich der Freiburger SVP-Nationalrat Pierre-André Page (55). Der Bund unterstützte seinen Hof mit Fr. 58 153.20. Vom Betrieb leben zwei Familien, erklärt Page, vier Erwachsene würden die Arbeit auf dem Hof in Châtonnaye FR gemeinsam verrichten. Die 45 Kühe des Betriebs geben jährlich rund 365 000 Kilogramm Milch, die zur Herstellung von Greyerzer und Vacherin dienen.

Zugeknöpfter reagieren zwei Parteikollegen von Page. Marcel Dettling (34, SZ) und Jacques Nicolet (50, VD), beide im Herbst in die grosse Kammer gewählt, wollen nicht preisgeben, wie viel ihnen der Staat jährlich für ihre Leistungen bezahlt. Das sei persönlich, sagt Nicolet. Immerhin erklärt er, dass die Direktzahlungen rund 15 Prozent des Umsatzes des Betriebs ausmachen, den er gemeinsam mit seinem Sohn bewirtschaftet.

Bereits im Sommer hat SonntagsBlick die bisherigen Parlamentarier angefragt (siehe Box). Darunter auch den neuen Bundesrat Guy Parmelin (56, SVP), welcher 2014 rund 67 000 Franken erhielt. Von den altgedienten Bauernpolitikern ziert sich bis heute nur ein einziger, seine Bücher offenzulegen: Der langjährige Präsident des Bauernverbands Hansjörg Walter (64, SVP). Auf seiner Homepage weise er die Grösse seines Hofs schliesslich aus, so der Thurgauer. Dennoch: Wie viel Landwirt Walter an Bundesgeldern erhält, behält er nach wie vor lieber für sich.

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