Darum gehts
- Molossia: Mikronation in Nevada mit eigenem Präsidenten und Gesetzen
- Eigene Währung, Zwiebel-Verbot und Marine aus zwei Kajaks
- Staatsgebiet umfasst 4,5 Hektar mit 36 Einwohnern
Was ist da eigentlich in den USA los? «Seine Exzellenz, der Präsident, hat sich einer kleinen Herzoperation unterzogen», meldet Molossia, ein Ort in der Wüste von Nevada. «Dieser Eingriff fand am Morgen des 6. März statt und verlief sehr gut. Der Präsident erholte sich schnell und wird bald wieder seinen Pflichten als Präsident nachkommen, besser denn je!»
Der «Präsident» ist nicht etwa Donald Trump (78), sondern Kevin Baugh (61), Gründer und Diktator seiner eigenen Mikronation. Molossia ist eine Nation, die es offiziell gar nicht gibt. Obwohl auf dem Grenzschild «USA nach Molossia» steht: «Molossia ist eine unabhängige und souveräne Nation.» Blöd nur, dass weder die USA noch die Vereinten Nationen oder sonst ein Land Molossia als unabhängiges Land akzeptiert. Aber von vorne:
Die Geschichte von Molossia
Die Ursprünge Molossias reichen bis ins Jahr 1977 zurück. Damals gründete Kevin Baugh mit einem Schulfreund die «Grand Republic of Vuldstein» – eine Fantasieregierung, inspiriert von Filmen und Büchern über winzige Staaten mit übergrossen Ambitionen. Sein Kumpel wurde älter und verwarf die Idee als junger Erwachsener – doch Baugh liess der Gedanke an eine eigene Nation nicht los, wie er in einer «BBC»-Dokumentation erzählte.
In den 1980er-Jahren ist Baugh als US-Soldat in Deutschland stationiert. Und setzt seinen Kindheitstraum in die Tat um: Genervt von militärischen Übungen der DDR-Streitkräfte erklärte er der Deutschen Demokratischen Republik laut eigenen Aussagen kurzerhand den Krieg. Ein Krieg, den er übrigens bis heute offiziell nicht beendet hat. 1999 rief er schliesslich auf seinem Grundstück in Nevada die «Republic of Molossia» aus.
Eigene Währung – Zwiebel-Verbot
Molossia erstreckt sich gerade einmal über 4,5 Hektar – eine Fläche, die etwa sechs Fussballfeldern entspricht. Das Staatsgebiet umfasst Baughs Haus, seinen Garten und einige angrenzende Wüstenflächen. Innerhalb dieser Grenzen gelten für die 36 Einwohner eigene Gesetze.
So wird in Molossia nicht mit US-Dollar bezahlt, sondern mit Valora. Der Wert dieser Währung ist an Guetzli-Teig gekoppelt – konkret an die «Cookie-Dough-Tubes» von Pillsbury. Auf der 5-Valora-Note und der 5-Valora-Münze ist der lächelnde Kevin Baugh höchstpersönlich abgebildet. Zwiebeln und Spinat sind in Molossia laut der offiziellen Internetseite des Landes verboten. «Aus geschmacklichen Gründen», schreibt Baugh.
Marine besteht aus zwei Kajaks
Das Staatsoberhaupt bezeichnet sich als «wohlwollenden Diktator». Gewählt ist er auf Lebenszeit. Eine Gewaltenteilung gibts nicht. Baugh leitet die Nationalbank, die Einwanderungsbehörde und die Marine – bestehend aus zwei Kajaks.
Die Haupteinnahmequelle ist der Tourismus. Von April bis Oktober gibts einstündige Führungen durch die Mikronation. Spontanbesuche liegen nicht drin, denn für die Einreise braucht es ein Visum. Wer das Land betreten kann und Glück hat, trifft sogar den Diktator höchstpersönlich in seinem Büro.
Nach der Herzoperation braucht Baugh offenbar vorderhand noch etwas Ruhe. Aber laut dem offiziellen Kommunikationskanal von Molossia sitzt er schon bald wieder in Uniform an seinem Schreibtisch.