Die Medizin der Zukunft beginnt in diesem Jahrzehnt. Digitale Transformation, Telemedizin, künstliche Intelligenz und Robotik werden Medizin und Gesundheitswesen revolutionieren. Big Data, Personalisierung und Präzisionsmedizin ermöglichen spektakuläre Fortschritte in der Therapie von Krebs und chronischen Krankheiten. Das wird unsere Kenntnisse über Gesundheit und über die Entstehung, Prävention und Heilung von Krankheiten vollkommen verändern.
Personalisierte Medizin
Die personalisierte Medizin umfasst diagnostische, präventive und therapeutische Massnahmen, die auf einen Patienten optimal zugeschnitten sind. Beispiel: Kymriah. Die Therapie aus dem Hause Novartis ist die erste vollständig personalisierte Zelltherapie gegen Blutkrebs. Dabei werden der Immunabwehr dienende Zellen von Patienten entnommen und verändert. Die modifizierten Zellen, die Krebszellen erkennen und bekämpfen können, werden vermehrt und den Patienten verabreicht. Ein Branchentrend: «Die Pharmaindustrie wird sich in den kommenden Jahren noch mehr auf solche komplexen Zelltherapien konzentrieren», sagt Tobias Handschuh, Pharma-Experte bei Ernst & Young.
Big Data
Giganten wie Google, Facebook oder Amazon haben gezeigt, wie sich Geschäftsmodelle revolutionieren lassen, wenn man Daten besser analysiert. Das geschieht auch in der Medizin. «Die Pharmabranche forscht nicht nur länger nach neuen Wirkstoffen, sondern auch an Digitaltechnologien für das Gesundheitswesen», sagt Handschuh. Die Unternehmen werden in Zukunft Patientendaten mit künstlicher Intelligenz (KI) auswerten. So sollen Krankengeschichten und Behandlungserfolge von Patienten miteinander verknüpft werden, um neu Erkrankte gezielter behandeln zu können. Eine vom Basler Pharmakonzern Roche entwickelte App zum Beispiel hilft dabei, den Ausbruch von Parkinson im Frühstadium zu erkennen.
Nanobots
Ein Forschungsteam um Selman Sakar von der ETH Lausanne (EPFL) und Bradley Nelson von der ETH Zürich entwickelt Mikroroboter, die durch enge Blutgefässe navigieren können. Die Mikroroboter unterscheiden sich stark von dem Bild, das man von Robotern im Allgemeinen hat. Äusserlich ähneln sie einem flachen Stück Band, das sich mal mehr, mal weniger spiralförmig drehend durch eine Flüssigkeit bewegt. Das Ziel: Miniroboter zu entwickeln, die im menschlichen Körper Medikamente gezielt an ihren Bestimmungsort bringen können. So liessen sich allenfalls Nebenwirkungen auf den Rest des Körpers reduzieren. Auch könnten Mikroroboter an spezifischen Orten im Körper Daten sammeln.
Robotik
Ob im Operationssaal, auf der Station oder gar als Exoskelett auf dem Fussballplatz – für die Medizin von morgen ist Robotik unentbehrlich. Roboter agieren immer häufiger als «verlängerter Arm» von Ärzten und Pflegepersonal, werden immer besser und vielseitiger. Exoskelette sind Roboteranzüge, die Querschnittgelähmten oder Menschen, die an Muskelschwäche leiden, helfen, die Kontrolle über Beine und Arme zurückzugewinnen. Gleichzeitig steigt der Absatz von Medizinrobotern weltweit. Zu den Vorteilen der Medizinroboter zählt, dass sie medizinische Prozeduren erleichtern – unter anderem durch präzise zu führende Instrumente oder auch verschiedene Lösungen für Diagnostik und Therapie.
Telemedizin
Smartphones, Tablets, Wearables oder Datenbrillen – die Möglichkeiten der technischen Geräte, die immer stärker zum täglichen Begleiter von Menschen werden, sind seit Jahren immens gestiegen. Die kommerziellen Anbieter von Apps und Programmen, die sich mit der Gesundheit des Nutzers beschäftigen, entwickeln laufend neue Programme. Von einfachen Fitness-Trackern und Lifestyle-Anwendungen über Gesundheitstagebücher bis hin zu komplexen Programmen zur Diagnostik und Therapie: Die Zahl der auf dem Markt verfügbaren Gesundheits-Apps explodiert – 2019 ging das Angebot in den beiden grossen App-Stores in die Hunderttausende. Tendenz steigend.