Digital Switzerland macht Schweiz fit für die Zukunft – erste Resultate liegen vor
App misst Blutdruck in 30 Sekunden

Die Standortinitiative Digitalswitzerland hat letztes Jahr mit Firmen-Zusammenschlüssen Wetten zu ambitionierten Digital-Projekten abgeschlossen. Gestern wurde abgerechnet und ein Sieger gekürt.
Publiziert: 09.04.2018 um 23:51 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:45 Uhr
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Blutdruck messen dank Handy-Kamera: das Projekt Riva.
Foto: Anja Wurm
Konrad Staehelin

1,5 Millionen Menschen in der Schweiz haben einen zu hohen Blutdruck und müssen ihn regelmässig – in vielen Fällen sogar täglich – messen. Sich hinsetzen, Manschette anlegen, warten. Oder sogar zum Arzt gehen. Echt mühsam!

«Bald können Sie das morgens im Bett mit dem Smartphone machen», verspricht Thomas Guggi. Der Chirurg an der Zürcher Schulthess-Klinik drückt seinen Finger an die Handy-Kamera und schaltet das eingebaute Blitzlicht an, sodass seine Fingerbeere rot schimmert. Nach 30 Sekunden Draufhalten errechnet ein Algorithmus den Blutdruck.

Schulthess-Chirurg Thomas Guggi vespricht, dass Blutdruckmessen bald nur noch 30 Sekunden lang dauert.
Foto: Anja Wurm

Guggi ist Teil des Vereins Riva Digital, einem Zusammenschluss von 20 Firmen, darunter Post, Migros, Swisscom und eben die Schulthess Klinik. Riva hat sich vor einem Jahr mit der Standortinitiative Digital Switzerland – gegründet wurde diese von Ringier-CEO Marc Walder (52) – auf eine Wette geeinigt: innert 12 Monaten 100'000 Leute ins Boot zu holen und ihren Blutdruck zu verbessern. Die App ist der Schlüssel dazu.

SBB hat noch ein Jahr Zeit

17 solche Wetten mit verschiedenen Firmen hat Digital Switzerland letztes Jahr abgeschlossen, für die meisten taten sich wie bei Riva mehrere Firmen aus verschiedenen Feldern zusammen. Gestern wurde am Zürcher Hauptsitz von Digital Switzerland abgerechnet: Zehn der Wett-Kandidaten sind neben Riva ins Ziel gekommen.

Auch spektakulär: Heute dauert es noch mindestens fünf Wochen, alle Formulare zusammenzutragen und eine AG im Handelsregister eintragen zu lassen. Das Projekt Proxeus, bei dem unter anderen auch IBM und das VZ Vermögenszentrum dabei sind, bietet das für den Kanton Zug dank Blockchain-Technologie bald innert zwei Tagen an. Das Ziel ist, dass bald weitere Kantone folgen. 

Mit Proxeus muss ein AG-Gründer seine Daten nur einmal eingeben, nicht eine Vielzahl von Formularen ausfüllen.
Foto: Anja Wurm

Eine der Wetten, die zwar nicht aufgegeben haben, aber immer noch nicht ganz am Ziel sind, ist das Projekt der SBB, den Zürcher HB in den digitalsten der Welt zu verwandeln. Das Projektteam hat – anders als bei anderen Wetten – jedoch zwei Jahre Zeit bekommen, um das Ziel zu erreichen. Heisst für die SBB: Abgerechnet wird erst in einem Jahr.

App für alle

«Das ist eine gute Quote für neu gegründete Projekte», sagt Stefan Schöbi, Geschäftsleitungsmitglied bei Digital Switzerland,  als er die Veranstaltung vor rund 200 Zuschauern eröffnet. Das Ziel sei gewesen, Firmen zusammenzubringen und zu motivieren, sich hohe Ziele zu stecken. Schöbi weiter: «Die Digitalisierung wird das Leben von uns allen verändern. Wir wollten zeigen, dass man nicht nur über Projekte sprechen und sie dann hinten anstellen sollte, sondern sie auch wirklich anpacken muss.»

Um die Wett-Teams auch richtig zu motivieren, setzte Schöbi einen Preis von über 10'000 Franken aus. Die vierköpfige Jury, in der unter anderem Philosophin Katja Gentinetta (50) und der scheidende ABB-Schweiz-Chef Remo Lütolf (62) sitzen, entscheidet sich für Riva. Hauptgrund: Das Blutdruck-Team hat nicht nur seine Wette gewonnen, sondern schafft auch ein Projekt für die breite Bevölkerung.

Im Sommer kann man ihre App nämlich downloaden und gratis benutzen.

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