Digital-Experte Ralf Beyeler analysiert für BLICK
«Coop hat Twint besser integriert als Migros»

Gleiches System, andere Technik. Nach Coop setzt auch die Migros auf das Handybezahl-System Twint. Ralf Beyeler (39) vom Vergleichsdienst «moneyland.ch» analysiert für BLICK die Unterschiede.
Publiziert: 30.01.2018 um 16:18 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 22:20 Uhr
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System Migros: Hier muss die Kundin den Twint-QR-Code in der Migros-App einscannen.
Foto: Thomas Meier

Zu Twint allgemein:

  • Für Online-Zahlungen ist Twint sehr praktisch, da man nur den QR-Code auf dem Bildschirm abfotografieren muss. Man muss keine umständliche Informationen wie Kreditkarten-Nummern, Passwörter und Codes eingeben. Das ist sehr praktisch. Allerdings denke ich, dass viele Kunden noch nicht realisiert haben, wie einfach man mit Twint in Online-Shops bezahlen kann.
  • Etabliert dürfte Twint meiner Einschätzung nach auch für Zahlungen zwischen Kollegen sein. Dies schlichtweg, weil es keine einfach nutzbaren Alternativen gibt. Wenn sowohl Empfänger wie Absender Twint installiert haben, kann man so ganz einfach Geld überweisen.
  • Beim Einkaufen in Läden ist es mit Twint schwieriger. Dass es verschiedene Systeme gibt, dürfte viele Kunden verunsichern. In den Coop-Filialen bezahlt der Kunde kontaktlos über Bluetooth, in anderen Geschäften fotografiert der Kunde den QR-Tag. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass Zahlungen mit Twint oftmals nicht auf Anhieb funktionieren.
  • Ein Erfolgsfaktor von Twint dürfte sein, dass in der Regel das Bankkonto direkt belastet wird. Die Schweizer Kunden haben gerne Zahlungsmittel, bei der das Konto sofort belastet wird. Das zeigt sich auch darin, dass Debitkarten in der Schweiz viel beliebter sind als Kreditkarten.
Ralf Beyeler, Mobilfunk-Experte.

Zu Twint und Migros:

  • Ich habe die Bezahl-Funktion der Migros-App getestet und eine Kreditkarte hinterlegt. Der Prozess ist nicht kundenfreundlich und umständlich. Über einen Brief erhielt ich einen Code zugeschickt. Zwischen dem Herunterladen der App und dem Aktivieren der Kreditkarte dauerte es bei mir ein paar Tage. Ist die Kreditkarte hinterlegt, kann an der Kasse bezahlt werden. Allerdings ist die Bezahlfunktion sehr gut in der App versteckt und man muss sich durch Menüs kämpfen. Das ist umständlich und verlängert die Zeit des Bezahlvorgangs. Aber immerhin ist es ein gutes Hirntraining: Wo muss ich drücken, um zu bezahlen?
  • Es ist absurd, wenn man in einer mobilen App der Migros ein Handy-Zahlungsmittel wie Twint hinterlegt, um damit beim Bezahlen das Bankkonto belasten zu können. Es ist eine Schlaufe zu viel, den Umweg über die Migros-App braucht es nicht.
  • Bei Coop kann in der App eine Zahlungskarte hinterlegt werden. Das Guthaben kann man an der Kasse kaufen. Mit zwei «Klicks» kann man so bezahlen. Einfach in der App auf Karte klicken, dann Supercard scannen lassen, einmal
  • darüberwischen
  • und die Bezahlkarte vorzeigen. Ich finde, dass Coop ihre digitale Karte besser gelöst hat. Zudem muss ich in der Migros-App ein Passwort vor jeder Zahlung eingeben, in der Coop-App nicht.
  • Coop hat Twint besser integriert. Einmal Twint vorzeigen und es ist erstens bezahlt und sofern eingerichtet, zweitens sind die Superpunkte gutgeschrieben. Meines Wissens (ich weiss aber nicht, ob das noch so ist) muss der Kunde, wenn er mit dem Handy bezahlt, zuerst den Cumulus-Code scannen, dann den Code für den Bezahlvorgang.

Beyelers Wermutstropfen:

  • Schade ist, dass erstens die Schweizer Banken Apple Pay und Samsung Pay weiterhin boykottieren und damit ihren Kunden nicht die Wahl lassen, mit welchem Zahlungsmittel sie bezahlen wollen. Klar ist auch: Die Hürde, deswegen die Bank zu wechseln, ist zu hoch.
  • Schade ist zweitens, dass Apple die NFC-Schnittstelle weiterhin blockiert.
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