Als Eugene «Gene» Stearns einst gefragt wurde, warum er mehr verlange als andere Anwälte, sagte er: «Wir müssen jeden Tag Aufträge abweisen. Daraus schliesse ich, dass unsere Honorare angemessen sind.»
Angemessen heisst bei dem Mann mit der Brille: 700 Dollar pro Stunde. Oder 5600 pro Tag. Oder 28 000 pro Woche.
Bei seinem bisher grössten Fall verrechnete Stearns nicht weniger als 355 714 Stunden. Das geht ganz schön ins Geld: Dank dem saftigen Stundenansatz von 700 Dollar kassierte die Kanzlei insgesamt 249 Millionen Dollar.
Allerdings könnte man sagen: Stearns war jeden Dollar wert. In einem erbitterten Rechtsstreit kämpfte er gegen ExxonMobil, einen der grössten und mächtigsten Konzerne Amerikas. Der Anwalt vertrat eine Sammelklage von 11 000 Tankstellenbesitzern – und stand nach 15 Jahren als Sieger da. Der Erdölgigant musste den Tankstellen 1,1 Milliarden zahlen.
Und nun also der Fall UBS
Stearns ist der Mann vor Ort für die Schweizer Bank. In Miami kennt er sich bestens aus. Dort sitzt seine Kanzlei mit dem Namen «Stearns Weaver Miller Weissler Alhadeff & Sitterson». Und vor allem: Er kennt Alan S. Gold. Der Richter hat nämlich damals über den Exxon-Fall entschieden. Und vom Anwalt war er begeistert: Stearns Job sei «bahnbrechend» und «hoch qualifiziert» gewesen.
Das kann nicht schaden, denn aus Sicht der UBS ist Gold der wichtigste Richter der Welt. Er war es, der letzte Woche einwilligte, den Prozess auf den 3. August zu verschieben. Und Gold wird die Verhandlung leiten – falls bis dahin kein Vergleich zustande kommt.
UBS hat noch mehr Star-Juristen
Wie viel die UBS ihrem Verteidiger bezahlt, ist geheim. Fest steht: Die Anwaltsrechnung geht schon jetzt in die Millionen – selbst wenn der Vergleich kommt und Stearns gar nie vor Gericht auftreten wird.
Denn die Anwälte haben schon unzählige Seiten an Juristenfutter beim Gericht eingereicht. Und Stearns ist nicht der einzige Star-Jurist, den die Bank engagiert hat. Zwei weitere bekannte Kanzleien verdienen sich an der Not der Grossbank eine goldene Nase. Zum einen «Cravath, Swaine & Moore» mit zwei Anwälten und zum anderen «Wachtell, Lipton, Rosen & Katz» mit drei Mann.
Mit Wachtell, einer der profitablesten US-Kanzleien, arbeitet die UBS schon lange zusammen. Eigentlich erstaunlich. Denn laut Insidern hat die New Yorker Firma den Steuerstreit am Anfang krass unterschätzt.
Die 700 Dollar pro Stunde von Stearns sind übrigens nicht die höchste Gage, die US-Juristen je kassierten. Einige schafften es sogar auf über 1000 Dollar. Schon vor der Finanzkrise war damit allerdings – wie es im Branchenjargon so schön heisst – der «vomit point» erreicht. Übersetzt: die Kotzgrenze.