Hugo Portmann (57) hatte ein Problem. Die T-Touch Expert Solar von Tissot hatte es ihm angetan. Doch das Stück legal zu erwerben, war nicht möglich. Niemand wollte ihm die Uhr liefern. Denn einfach in einen Laden gehen kann Portmann nicht. Seit 32 Jahren sitzt er im Knast. Und in Gefängnisse liefern Uhrengeschäfte nicht, wie Portmann erfahren musste.
In einer herzergreifenden Geschichte erzählt Star-Journalistin Margrit Sprecher in der «Wochenzeitung», wie der Bankräuber trotzdem zu einer Tissot Expert Solar kam. In seiner Not wandte sich Portmann an Uhrenkönig Nick Hayek, dessen Swatch Group auch die Tissot T-Touch herstellt.
Portmann schrieb Hayek einen Brief
«Guten Tag Herr Nick Hayek», schrieb Portmann, «ich habe in der Zeitung von Ihrem juristischen Kampf gegen die UBS gelesen, die Ihr Geld durch dilettantische Spekulationen in den Sand gesetzt hat. So dachte ich mir: Nachdem Sie von einer Bank beschissen wurden, sind Sie vielleicht nicht mehr so bankenfreundlich eingestellt und haben keine solche Abneigung, einem alten Ex-Bankräuber zu helfen.»
Und dann brachte Portmann sein Anliegen vor: «Könnten Sie nicht veranlassen, dass mir Ihre Firma das Modell Tissot T-Touch Expert Solar per Post-Nachnahme zuschickt? Die Bewilligung der Direktion der JVA Pöschwies zum Kauf liegt vor.»
Hayeks Privatkurier brachte die Uhr ins Gefängnis
Hayek schrieb Portmann postwendend zurück: «Ich habe mir überlegt, wie wir das Problem schnell lösen könnten. Schliesslich dachte ich mir, wir bringen die Uhr doch am besten selbst vorbei.» Per Privatkurier lieferte Hayek die Uhr zwei Tage später ins Gefängnis Regensdorf ZH. Bei der Bezahlung – die Uhr hat einen Wert von 995 Franken – gewährte er Portmann einen grosszügigen Rabatt von 31 Prozent – und verzichtete auf den Rest.
Der Swatch-Chef schrieb: «Ich gewähre Ihnen auf den Verkaufspreis einen ‹Portmann-Rabatt› von 31 Prozent, da Sie seit 31 Jahren im Gefängnis sind. Wir verzichten auf den Restbetrag, aber ich habe einen Wunsch, nämlich, dass Sie ihn einer gemeinnützigen Organisation zukommen lassen. Ich überlasse es Ihnen, wen Sie berücksichtigen wollen. Wie Sie es für richtig empfinden, da vertraue ich Ihnen und Ihrem eigenen Gefühl.»
Portmann verweigert sich einer Therapie
Portmann überwies in der Folge laut dem Bericht der Glückskette 1000 Franken. Aus Rücksicht auf den guten Ruf seines Gönners habe er auf den Rabatt verzichtet, zitiert Sprecher Portmann: «Wenn Neider und andere Ihnen nicht Gutgesinnte draussen in der Zivilisation erfahren, dass Sie einem zu Recht verurteilten früheren Bankräuber diesen Nachlass gewährten, kann Ihnen das schaden.»
Portmann sitzt seit mehr als drei Jahrzehnten im Knast. Mit 25 Jahren wurde er nach dem dritten Banküberfall als Gewohnheitsverbrecher verwahrt. Er gilt als Mustergefangener, weigert sich aber, sich einer Psychotherapie zu unterziehen. Deshalb ist laut dem Artikel seine ordentliche Entlassung im Jahr 2018 gefährdet. (gs)