Schmuddelwebseiten wie Youporn oder Pornhub sind Internetgiganten. Zunehmend interessiert sich auch die Werbeindustrie dafür. Die italienische Fashion-Marke Diesel liess im Januar eine Kampagne für ihre Sommerkollektion auf diesen Portalen laufen, ebenso auf den Dating-Apps Tinder und Grindr. «Wir wollen dort werben, wo die Leute sind», sagt Diesel-Kreativchef Nicola Formichetti (38) dem Lifestyle-Magazin «Dazed & Confused».
Ein neuer Trend? «Man muss unterscheiden», sagt Michael Klaas (42), Dozent für Online-Marketing an der Zürcher Fachhochschule (ZHAW). Dating-Apps seien längst Mainstream. «Die meisten über 18-Jährigen waren schon einmal auf Tinder. Das ist für sie nichts Schmuddeliges», meint Klaas.
«Mehr Klicks für einen Zehntel des Preises»
Anders gelagert ist das Interesse an den Pornowebseiten. Den Anfang machte der amerikanische Essens-Lieferdienst Eat24. Dem Startup fehlte das Geld für eine aufwändige Kampagne. «Wir verglichen die Kosten pro Klick auf den grossen Werbeplattformen Google, Facebook und Twitter», heisst es im Blog von Eat24. Resultat: «Wir bekamen mehr Klicks für einen Zehntel des Preises auf Pornoseiten.»
Michael Klaas bestätigt das günstige Preis-Leistungsverhältnis: «Pornhub veröffentlicht sehr detaillierte Statistiken. Im Durchschnitt bleiben die Nutzer 9 Minuten, was für eine Webseite sehr lange ist.» Zudem sei sie beliebt bei den 18- bis 34-Jährigen und verzeichne bis zu 27 Prozent weibliche Besucher. «Für Werbekunden ist das natürlich attraktiv.» Laut dem Statistik-Portal Alexa.com ist Pornhub aktuell die Nummer 32 der am meisten besuchten Webseiten in der Schweiz.
Guy Parmelin auf Pornhub
Marketing-Spezialist Klaas warnt: «Hardcore-Seiten haben für Marken grosses Absturzpotenzial.» Für manche Werbekunden macht aber genau das den Reiz aus. So auch für die Schweizer Jungsozialisten. Im Dezember warben sie auf Pornhub für ihr Referendum zum Nachrichtendienst-Gesetz und zeigten dazu ein Bild von Neo-Bundesrat Guy Parmelin (56) mit dem Slogan: «Guy will nur zuschauen.»