Die Schaltzentrale des Welthandels ist in der Schweiz, genauer in Genf. 164 Mitglieder hat die Welthandelsorganisation (WTO). Doch am Ufer des Genfersees wird derzeit eher lustlos verhandelt. Zu bedrohlich sind die «Amerika zuerst»-Pläne des 45. Präsidenten. Und mehr noch: «Die meisten Forderungen von Donald Trump im Bereich Handel verstossen klar gegen WTO-Verpflichtungen der USA», sagt Heinz Hauser (73), emeritierter Professor für internationale Ökonomie der Uni St. Gallen.
Wenn sich ein Land nicht an die Regeln der Welthandelsorganisation hält, muss sie einschreiten. «Bisher ist es der WTO gelungen, Handelskriege zu verhindern», so Experte Hauser. «Willkürliche Zollerhöhungen konnten vermieden werden.» Der Welthandels-Professor weiss aber auch: «Die grossen Nationen haben es immer mit einem Murren akzeptiert, wenn die WTO gegen sie entschied.»
Trump würde WTO-Regeln brechen
Seit Freitag ist die Situation grundlegend anders. So hat Trump angekündigt, jedes nicht in Amerika gebaute Auto mit 35 Prozent Strafzoll zu verteuern – eine Schocknachricht für Exportweltmeister Deutschland. Trump würde damit WTO-Regeln brechen, es wäre ein Fall für das Schiedsgericht der Organisation. Doch: «Die Möglichkeiten, die USA zu sanktionieren, sind klein. Die Machtverhältnisse sind sehr ungleich», sagt Hauser.
Das Problem: Die WTO kann die USA nicht einfach bestrafen. Ihr bleibt nur die Option, anderen Ländern zu erlauben, ebenfalls Zollmauern hochzuziehen. «Grosse Märkte sind dabei immer im Vorteil», erklärt Hauser. Deutschland hätte gegen die USA kaum eine Chance, da die Vereinigten Staaten der weitaus grössere Absatzmarkt für Autos sind.
Noch viel schwieriger wäre ein solcher Kampf für die Schweiz, sollte Trump eidgenössische Produkte ins Visier nehmen.
Die WTO ist nervös
Hauser warnt: «Wenn die USA Strafzölle für Produkte aus anderen Ländern wie beispielsweise China einführen – und diese dann das Gleiche tun –, befinden wir uns mitten in einem Handelskrieg.»
Entsprechend nervös ist die WTO. Ihr Direktor Roberto Azevedo (59) twitterte diese Woche unaufhörlich vom WEF in Davos GR über die Bedeutung des Freihandels für die Welt. Einer seiner Tweets: «Ich höre viel von Handelskriegen und Protektionsmus. Das wird keine Jobs schaffen, sondern sie zerstören!»
Trump kann das egal sein. Kurzfristig verspricht seine Kraftmeierei tatsächlich mehr Wohlstand für die Amerikaner. «Auf lange Sicht ist dies aber schlecht für die USA, weil die Produktivität sinkt», so Heinz Hauser. «Das kümmert Herrn Trump aber nicht, weil er dann nicht mehr Präsident ist.»