Die wichtigsten Fragen zur Virus-Variante
Wie gefährlich ist die Corona-Mutation für die Schweiz?

Die neue Variante von Sars-CoV-2 hält die Welt in Atem. Wird sie die Hoffnungen, die die ersten Impfungen wecken, zunichte machen? Und wie beurteilen die Schweizer Experten die Entwicklung? BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen.
Publiziert: 23.12.2020 um 12:35 Uhr
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Aktualisiert: 24.12.2020 um 22:50 Uhr
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Flüge aus Grossbritannien in die Schweiz wurden wegen der Corona-Mutation gestoppt.
Foto: keystone-sda.ch
Claudia Gnehm

So schnell hat der Bundesrat noch selten auf eine neue Corona-Entwicklung reagiert. Am letzten Sonntagabend, keine 24 Stunden nach der ersten Meldung über die Viren-Mutationen in Grossbritannien und Südafrika, wurde der Flugverkehr zwischen der Schweiz und den beiden Ländern eingestellt. Tags darauf die Einreise aus diesen Ländern verboten. BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen.

Ist das mutierte Coronavirus aus Grossbritannien schon in der Schweiz?
Bisher sei die Variante zwar nicht nachgewiesen worden, sagt Tanja Stadler (39) von der Corona-Taskforce des Bundes. Aber wahrscheinlich hätten bereits mehrere Personen die neue Variante in die Schweiz eingeschleppt. Auf jedem zweiten der 90 Flüge, die letzte Woche in die Schweiz gekommen seien, dürfte eine Person infiziert gewesen sein, schätzt die Biostatistikerin der ETH.

Wieso gilt die Schweiz als Trödlerin bei der Suche nach Varianten?
Zum einen wurde bisher die dazu notwendige Sequenzierung der Viren-Genome in grossen Zeitabständen gemacht. Die letzte Sequenzierung fand am 10. Dezember statt. Zum anderen hat die Schweiz bisher nur maximal ein Prozent der positiven Covid-Resultate untersucht. Viel konsequenter sequenzieren die Briten mit 55,9 pro 1000 Fällen oder Dänemark mit 93,1. Das soll sich nun ändern, sagt Stadler. Seit der neuen Variante sequenzierten diverse Labore der Schweiz jetzt deutlich mehr.

Wo wurden die Mutationen bisher nachgewiesen?
Die Mutation aus Grossbritannien wurde bisher auch in Australien, Island, Italien, den Niederlanden und Dänemark nachgewiesen. Auffällig ist, dass die Varianten bisher vor allem in Ländern festgestellt wurden, die hohe Anteile der Fälle testen.

Was ist das grösste Problem der neuen Mutation?
Viren mutieren ständig, das ist normal. In der Schweiz wurden laut Expertin Stadler schon Hunderte Covid-Varianten gefunden. Kritisch werden die Varianten, wenn sie sich schneller verbreiten, kränker machen und nicht auf die Impfung reagieren. Laut Stadler gibt es bisher keine Hinweise auf stärkere Symptome oder tödliche Verläufe. Doch für beide neuen unterschiedlichen Varianten aus Grossbritannien und Südafrika gibt es Indikationen, dass sie sich deutlich häufiger übertragen.

Was bedeutet die schnelle Ausbreitung?
Gemäss britischen Forschern hat die Mutation eine 40 bis 70 Prozent höhere Übertragbarkeit. Ebenfalls soll die Coronavirus-Mutation «eine höhere Neigung» haben, Kinder anzustecken. Für die Schweiz mit bereits hohen Fallzahlen würde die Ausbreitung der Variante zum Problem. Laut Taskforce-Chef Martin Ackermann (49) könne die Variante den R-Wert um 0,4 Punkte erhöhen. Das heisst, Infizierte würden viel mehr Menschen anstecken. Die jetzigen verschärften Corona-Massnahmen würden damit nicht ausreichen, um diese Mutation zu stoppen, betont Ackermann.

Nützen die Impfungen gegen die Mutation?
Biontech-Chef Ugur Sahin (55) hat seinen Corona-Impfstoff bereits auf rund 20 andere Virusvarianten getestet. Und es gab keine Hinweise, dass er weniger wirksam sei bei dieser Mutation, weil es verschiedene Immunantworten hervorrufe. Das Antigen, das Biontech für den Impfstoff nutzt, besteht laut Sahin aus über 1270 Aminosäuren. Davon seien jetzt neun mutiert, also noch nicht einmal ein Prozent. Die Wirksamkeit gegen die britische Variante werde die nächsten zwei Wochen extra getestet.

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