Die wichtigsten Fragen zu Chinas weltweitem Infrastruktur-Netzwerk
So profitiert die Schweiz von der neuen Seidenstrasse

China lässt mit der neuen Seidenstrasse die Muskeln spielen. Das Monsterprojekt wird die Welt verändern. Hier steht, warum.
Publiziert: 28.04.2019 um 21:15 Uhr
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Aktualisiert: 30.04.2019 um 10:27 Uhr
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Ein Güterzug in der Mongolei. Die Strecke ist eine von drei Zugrouten, die China mit Europa verbinden sollen.
Foto: Bloomberg via Getty Images
Moritz Kaufmann
Moritz KaufmannWirtschaftsredaktor

Was ist die «Belt and Road Initiative» (BRI)?

Das grösste Infrastrukturprojekt der Welt. Schätzungsweise 60 Prozent der Menschheit und 35 Prozent der Weltwirtschaft werden mit einbezogen. «Es ist der neue Motor für Chinas Wirtschaftswachstum», sagt Lina Liu. Die Chinesin schreibt an der ETH eine Doktorarbeit über das Megaprojekt. Aber es gibt auch eine politische Dimension. Liu: «Als wachsende Macht will China die globale Machtverteilung neu schreiben.»

Wann fiel der Startschuss für das Projekt?

Chinas Staatspräsident Xi Jinping (65) hat es 2013 vorgestellt. Kurz danach wurde mit dem Bau begonnen. 2017 fand der erste Seidenstrasse-Gipfel in Peking statt. Auch die damalige Bundespräsidentin Doris Leuthard (56) war dabei.

Wofür stehen «Gürtel» und «Strasse»?

«Für die Chinesen ist der Gürtel der Land- und die Strasse der Seeweg», sagt Christian Wurst, Europa-CEO des Basler Logistik-Giganten Panalpina. Auf dem Land werden Eisenbahnen und Pipelines 
realisiert, an den Küsten grosse Häfen. Damit entstehen neue Wirtschaftskorridore.

Warum spricht man von der neuen Seiden­strasse?

Die Seidenstrasse war in der Antike und im Mittelalter ein Netz von Handelsrouten. Ähnlich wie heute verbanden sie Europa mit Asien. China nennt die BRI gern Seidenstrasse, weil dieser Begriff positiv besetzt ist.

Wo verläuft die neue Seidenstrasse?

Die Hauptprojekte entstehen in China, Zentral­asien, Südostasien Europa und Afrika. In Europa nehmen Häfen in Italien und Griechenland zentrale Rollen ein. Der amerikanische Kontinent bleibt im Wesentlichen aussen vor. Die USA sind gegenüber dem Projekt denn auch kritisch bis feindlich eingestellt.

Was kostet das Ganze und wer zahlt?

Die BRI dürfte Schätzungen zufolge zwischen 900 Milliarden und 1,1 Billionen Dollar verschlingen. Die Finanzierung übernehmen verschiedene, teilweise eigens zu diesem Zweck gegründete Institute wie die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB), die New Development Bank oder die Chinesische Entwicklungsbank.

Welche Rolle spielt die Schweiz?

Die Eidgenossenschaft war 2017 beim ersten Gipfel dabei und ist seit 2016 Mitglied der AIIB 
(s. Punkt 6). Ueli Maurer wird dieses Wochenende in Peking eine Absichtserklärung unterzeichnen. Sie soll Schweizer Finanz­instituten ermöglichen, Projekte entlang der BRI zu finanzieren.

Warum ist die Kritik so heftig?

Die BRI ist in China am Reissbrett entstanden. Weder die Uno noch sonst jemand hatte etwas zu melden. Sie ist damit in den Augen vieler der Beginn einer neue Weltordnung, in der China den Ton angibt. «Die BRI ist eine Art Plattform, die sehr chinesisch funktioniert. Die Kriterien sind sehr intransparent», sagt der Soziologe Patrick Ziltener. Chinesische Firmen kommen bei rund 90 Prozent aller Projekte zum Zug. China wirft man auch «Schuldendiplomatie» vor: Ärmere Länder werden mit Infrastruktur-Projekten geködert. Sie verschulden sich dann etwa beim Bau eines BRI-Hafens – so geschehen in Sri Lanka – und sind ­China ausgeliefert.

Wann ist das Ganze fertig?

Das ist unklar, weil die BRI ein organisch wachsendes Projekt ist. Aber das Tempo ist rasant.

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