Die Credit Suisse (CS) ist Geschichte, die Schweizer Traditionsbank wird in die Konkurrentin UBS integriert. Das wirft wichtige Fragen auf. Blick liefert Antworten.
Komme ich noch an mein Geld?
Das Ziel der Feuerwehrübung zur Rettung der CS ist es, dass die Bank ab heute normal weiterarbeiten kann. Die Finanzmarktaufsicht (Finma), die den Deal zwischen UBS und CS abgesegnet hat, hält unmissverständlich fest: Alle Geschäftsaktivitäten der Banken können ohne Einschränkungen und Unterbrechungen weitergeführt werden. Damit ist der Schutz der Einlegerinnen und Einleger gewährleistet. Konten, Depots und andere Dienstleistungen (Schalter, Geldautomaten, E-Banking, Debit- und Kreditkarten) bleiben wie gewohnt zugänglich.
Werden Zahlungen noch ausgeführt?
Alle Zahlungen wie Miete, Löhne oder Versicherungsprämien werden weiter ausgeführt. Da der Zahlungsverkehr als systemrelevant gilt, muss diese Funktion der CS immer einwandfrei funktionieren.
Was passiert mit meiner Hypothek?
An den Hypothekarschulden ändert sich nichts. Die UBS wird noch so gerne die gut abgesicherten Hypotheken der Schweizer CS-Kunden übernehmen. Die Zinsen sind dann einfach neu der UBS geschuldet.
Wie sicher sind die Kundeneinlagen?
Es kann sein, dass am Montagmorgen Kunden ihre Gelder zu anderen Banken verschieben. In den letzten Tagen sollen täglich bis zu 10 Milliarden Franken an Kundengeldern von der CS abgeflossen sein. Genau das soll nun aber mit den Garantien der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und des Staats verhindert werden. Die Kundeneinlagen sind durch die Liquidität der Bank gesichert. Es gibt eigentlich keinen Grund, heute in Scharen zu den Schaltern zu rennen und Geld abzuziehen: Beträge bis 100 000 Franken sind durch die Einlagensicherung gedeckt.
Was passiert mit der CS-Aktie?
Die Aktie stürzte am Montagmorgen zum Börsenstart ab. Gemäss den Bedingungen der Aktientransaktion erhalten die Aktionäre der CS eine UBS-Aktie für je 22,48 Credit-Suisse-Aktien, was einem Gegenwert von 0.76 Franken pro Aktie entspricht. Das liegt deutlich unter dem Schlusskurs von Freitagabend, der bei 1.86 Franken lag. Klar ist: Vor allem langjährige Aktionäre gehören mit zu den grossen Verlierern des CS-Debakels. SNB-Direktor Thomas Jordan (60) hält fest: «Die bisherigen Aktionäre werden den verhandelten Verkaufspreis erhalten.» UBS-Präsident Colm Kelleher (65) sagt seinerseits: «Die Transaktion unterliegt nicht der Zustimmung der Aktionäre.» Bis der Deal abgeschlossen ist, werde es «ein paar Wochen oder Monate» dauern.
Was passiert mit den CS-Mitarbeitenden?
Über die Anzahl Arbeitsplätze, die verloren gehen, gibt es keine Angaben. Die UBS betont, dass sie ein «rücksichtsvoller Arbeitgeber» sein will. Dazu will sie absolut am Schweiz-Geschäft der Credit Suisse festhalten. Es liegt aber auf der Hand, dass es zu einem markanten Abbau kommen wird. Tausende der schweizweit fast 17 000 CS-Angestellten müssen jetzt bangen. Hierzulande existieren zahlreiche Überschneidungen bei den beiden Grossbanken, etwa im Bereich der Filialstandorte, der IT und Administration.
Was passiert mit der Marke Credit Suisse?
Zumindest bis zum Abschluss der Fusion bleibt die Marke bestehen. Danach ist es Sache der UBS zu entscheiden, was mit der berühmten Marke passiert. Angesichts des bekannten Namens und der vielfältigen Engagements der Credit Suisse im Sponsoring, etwa bei der Schweizer Nati, gibt es durchaus Argumente für einen Beibehalt der Marke. Oder aber die UBS macht ihren Brand zur Universalmarke.
Wie gross wird die neue Bank?
Durch den Zusammenschluss dürfte laut der UBS ein Unternehmen mit verwalteten Vermögen von über 5 Billionen Dollar entstehen. Die Position der UBS als «führender globaler Vermögensverwalter mit Sitz in der Schweiz» und verwalteten Vermögen von über 3,4 Billionen Dollar (auf kombinierter Basis) wird gestärkt. Die UBS ist dann mit grossem Abstand die grösste Bank der Schweiz. Die kombinierten Geschäftseinheiten werden mit verwalteten Vermögen von mehr als 1,5 Billionen Dollar zudem zu den führenden Vermögensverwaltern in Europa gehören.
Warum musste alles so schnell gehen?
Weil die Schweiz geschlafen hat. Zu lange hat man hierzulande den Aussagen der CS-Chefetage vertraut, dass sie die Sache im Griff hat und der Umbau wie geplant vorankommt. Was man dabei völlig ausser Acht gelassen hat: Viele Aktionäre und Kunden haben sich schon lange dafür entschieden, der angeschlagenen CS den Rücken zu kehren. Das hat in den letzten Tagen die Aufsichtsbehörden in Europa und den USA auf den Plan gerufen. Sie haben ihre Banken angewiesen, die Geschäfte mit der CS zumindest einzuschränken. Der Druck auf die Schweiz stieg enorm. Hätte es keine Lösung für die CS gegeben, hätte eine Fortsetzung des globalen Bankenbebens gedroht. Bundesrätin Karin Keller-Sutter (59) und Bundespräsident Alain Berset (50) wiederholten dies an der Medienkonferenz von gestern Abend mehrmals. Der Druck war sogar so gross, dass der Bundesrat das Notrecht aktivierte.
Wer trägt jetzt die Verantwortung?
Der bisherige UBS-CEO, der Niederländer Ralph Hamers (57), führt die neue «Superbank». VR-Präsident Kelleher wird diese Funktion ebenfalls unverändert ausführen. Das bestätigte der Ire an der bundesrätlichen Medienkonferenz gleich selber. Das Führungspersonal der CS bleibt aber wohl noch eine Weile an Bord, da bis zum Abschluss der Fusion die Banken noch getrennt geführt werden.
Schaut sich die Weko diesen Fall an?
Finma-Direktor Urban Angehrn (58) erklärt: «Die Wettbewerbskommission wurde konsultiert. Die Finma kann in diesem konkreten Fall aber deren Rolle übernehmen und die Fusion, im Interesse der Finanzstabilität, genehmigen.»
Gibt es Risiken für die Steuerzahlenden?
Der Bundesrat setzt grosse Priorität darauf, dass die Risiken für den Bund so klein wie möglich sind. Unter anderem muss die Credit Suisse dem Bund und der SNB je eine Risikoprämie, dem Bund für die Bereitstellung der Ausfallgarantie eine Bereitstellungsprämie sowie der SNB einen Zins entrichten. Der Bund spricht von einem «geringen Ausfallrisiko».
Wie sind die ersten Reaktionen?
Der Bundesrat betont, dass die Europäische Zentralbank und auch die USA den Deal begrüssen. Bundesrätin Keller-Sutter war in den vergangenen Tagen in engem Austausch mit US-Finanzministerin Janet Yellen (77) und dem britischen Finanzminister Jeremy Hunt (66). Diese sorgten sich wegen der Wirren um die CS um die Stabilität des internationalen Finanzplatzes. Weniger positiv sind erste Reaktionen in der Schweiz. Dass der Staat einspringen muss, um das Versagen hoch bezahlter Manager abzufedern, sorgt für viele gehässige Kommentare in sozialen Medien. Der Gewerkschaftsbund fordert die sofortige Installation einer Taskforce für die betroffenen Angestellten.