Die SBB und ihr Second-Hand-Shop
Kaufen Sie sich eine Lok!

Was bei Kleidern als Secondhand und bei Autos als Occasion längst bekannt ist, haben nun auch die SBB für sich entdeckt: Ein Onlineshop für jedermann.
Publiziert: 13.07.2019 um 23:45 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:07 Uhr
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830'000 Franken für ein Triebwagen mit 56 Sitzplätzen zweiter Klasse. Für den nächsten Firmenausflug?
Foto: SBB Resale
Tobias Marti

Bahnfans aufgepasst! Die Modelleisenbahn im Keller war gestern, ab sofort kann man sich – Massstab 1:1 – eine echte Lok in den Garten pflanzen. Was bei Kleidern als Secondhand und bei Autos als Occasion längst bekannt ist, haben nun auch die SBB für sich entdeckt. Wie SonntagsBlick-Recherchen belegen, steigt die Bahn ins Geschäft mit dem Wiederverkauf ein – auf Neudeutsch: «Resale».

Da hüpft das Herz jedes Schienenverkehrsfetischisten

SBBresale.ch heisst auch eine neue Internetseite der SBB. Was dort feilgeboten wird, lässt das Herz jedes Schienenverkehrsfetischisten hüpfen: Lokomotiven, Steuerwagen, Schienen, Weichen, genügend Material für eine kleine feine Privatbahn. Sogar ein Lösch- und Rettungszug findet sich im Onlineshop. Aber auch ein Defibrillator ist gelistet.

Je nach Gusto muss der Käufer allerdings das dicke Portemonnaie zücken. Der Löschzug kostet ab einer Million Franken aufwärts. Auch Weichen haben ihren Preis: Für 25'000 Franken kann man Bahnwärter Thiel nacheifern.

Die neue Website sei bisher nur intern bekannt gemacht worden, so die SBB – noch ist das Angebot überschaubar. Nun soll das Sortiment rasch ausgebaut werden. Ob Personenverkehr, Infrastruktur, Cargo oder Immobilien – alle SBB-Sparten können ab sofort ihre Schnäppchen für jedermann anpreisen.

Ökologische Wiederverwendung

Aber was hat dieser Ausverkauf zu bedeuten? In Zeiten von Nachhaltigkeit und Klimaschutz will offenbar auch die Bahn die Weichen richtig stellen. Ein SBB-Sprecher: «Wir möchten noch nachhaltiger wirtschaften und Fahrzeugen und Anlagen, wenn möglich, ein zweites Leben schenken.» Man hoffe, dass dank der neuen Plattform mehr Produkte wiederverwendet werden können als bisher.

Auch zum Nutzen der Bahn: «Neben der ökologischen Komponente gibt es auch eine ökonomische Seite: Wenn wir mehr Produkte verkaufen können, entlastet dies das SBB-Budget.»

Loks, Weichen und Gleise für den Heimgebrauch ordern kann eigentlich jeder, ob Bahnbetriebe, Händler, Logistiker, Immobilienbesitzer, Handwerker oder Gemeinden – die SBB geben sich da sehr offen.

Spektakuläres Aufhübschen von Klubgärtchen

Für zahllose Eisenbahn-Amateur-Klubs, Modell-Eisenbahn-Vereine oder Gesellschaften für Eisenbahngeschichte ist dies ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk. Bald können sie ihr Klubgärtchen spektakulär aufhübschen – etwa mit einer dieselelektrischen Lokomotive, 73 Tonnen, 985 Pferdestärken. Klotzen statt kleckern! Und was sagen diejenigen, denen die alten Loks bisher übergeben wurden – um sie zu verschrotten?

Jodok Huber, Geschäftsführer beim SBB-Verschrotter Thommen Recycling, nimmt die Entwicklung locker. Nein, er habe keine Angst, dass ihm die Arbeit ausgehe. Wenn sich kein Abnehmer finde, verschrottet die SBB die Fahrzeuge weiterhin.

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