Hals, Huft oder Haxe: Es spielt keine Rolle, welches Stück vom Schwein diese Woche bei Coop an der Fleischtheke bestellt wird – auf allem gibts 22 Prozent Rabatt. Die Kühlregale der Detailhändler sind gefüllt mit vergünstigtem Schweinefleisch. Bei Migros gibt es jetzt gar 40 Prozent auf Geschnetzeltes.
Etwas stimmt nicht mit dem Schweizer Schweinefleisch. Und es liegt nicht an der Qualität. Der Markt ist mehr als satt. Es wurden zu viele Säue herangezüchtet. Mäster können darum nicht mehr kostendeckend produzieren. Sie erhalten für die Jahreszeit schmerzhaft tiefe 3.50 Franken pro Kilo. Im Juli 2014 gabs noch 4.70 Franken.
Das Problem ist nicht neu. Schon letztes Jahr wurde es in den Ställen eng. Damals gab die Branche dem verregneten Sommer die Schuld. Kein Grillwetter eben. Doch jetzt zählt diese Ausrede nicht mehr. Es wurde grilliert, was das Zeug hält.
«Angebot und Nachfrage stimmen im Moment nicht überein», stellt Heinrich Bucher fest, Direktor des Branchenverbands Proviande. Doch bei der Interpretation tut er sich schwer. Möglich sei, dass die Leute das Fleisch vermehrt im Ausland kauften.
Mit dieser Sicht macht es sich die Branche wohl zu einfach, denn statistisch lässt sich das gar nicht erfassen.
Wohl eher will die Branche die Zeichen der Zeit nicht erkennen. In den letzten zehn Jahren ging der Verkauf von Schweinefleisch bei Coop um fünf Prozent zurück, bei Migros sogar um sieben Prozent. Schwein ist zwar weiterhin das beliebteste Fleisch der Schweizer, doch der Pro-Kopf-Konsum sinkt seit Jahren. Weil aber gleichzeitig der Gesamtkonsum wegen des Bevölkerungswachstums nicht abnimmt, geht auch der Schweinebestand nicht zurück.
Doch die Konsumenten wollen mehr Geflügel. Eine Coop-Auswertung zeigt, dass in der ersten Augustwoche 46 Prozent Poulet und nur 39 Prozent Schweinefleisch auf den Grills der Kunden brutzelten.
Der Schweizer Markt kann heute erst die Hälfte der Nachfrage mit heimischem Geflügelfleisch decken. Der Rest muss importiert werden. Anders beim Schwein: Hier kommen 97 Prozent aus der Schweiz.
Bucher glaubt nicht, dass sich die Situation auf dem Markt so schnell beruhigen wird: «Das grosse Angebot an Ferkeln und die entsprechend sinkenden Preise sind ein ganz klares Signal, dass in den nächsten Monaten viele Schweine in den Verkauf kommen werden.»
Jetzt müssen die Beizer einspringen, um die Kühllager zu leeren. Bucher: «Es wäre zu begrüssen, wenn die Wirte nun vermehrt Schweinefleisch auf die Speisekarte setzten.»