Gasspeicher sind gut gefüllt
Ist die Energiekrise in Europa bald gegessen?

Dreht Russland den Gashahn zu, droht Europa diesen Winter eine Energiekrise. Doch ein Blick in unsere Nachbarländer zeigt jetzt: Die Regierungen haben ihre Arbeit gemacht und die Reserven aufgestockt.
Publiziert: 07.10.2022 um 10:34 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2022 um 14:13 Uhr
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Gashahn im bayerischen Haidach. Die Schweizer Nachbarländer haben ihre Gasspeicher in den letzten Monaten stetig gefüllt.
Foto: imago/Sven Simon

Energiekrise heisst das Schreckgespenst, das Europa dieser Tage umtreibt. Dreht Wladimir Putin den Gashahn endgültig zu, ist im schwer von russischem Gas abhängigen Europa mit einer Knappheit zu rechnen. Die befürchteten Konsequenzen: Kalte Stuben für die Bürger und lahmgelegte Produktionslinien für die Unternehmen.

Doch nun zeigt ein Blick in die einzelnen Länder Europas: Es gibt erste Anzeichen der Entwarnung. Hatten die meisten Regierungen die Lage Ende Sommer noch als äusserst akut eingeschätzt, haben sie inzwischen gehandelt.

Gas-Importe aus Norwegen

Ein Paradebeispiel ist Frankreich. Dort hat die Regierung in den letzten Monaten alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Gasspeicher zu füllen. Mit Erfolg: Laut den zuständigen Behörden sind sie zu 99 Prozent gefüllt, berichtet der «Tages-Anzeiger». Damit können zwei Drittel aller Privatpersonen und KMUs versorgt werden. Die bestehende Lücke wollen die Franzosen mit Flüssig-Erdgas-Lieferungen aus Übersee und Importen aus Norwegen decken.

Deutschland hinkt etwas hinterher. Wirtschaftsminister Robert Habeck (53, Grüne) will die bis Ende Oktober 95 Prozent aller Kapazitäten für Gas gefüllt haben. Momentan liegt der Füllstand bei 93 Prozent.

Von Entwarnung will man im nördlichen Nachbarland aber nichts wissen. Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, sagte vor Kurzem: «Der Gasverbrauch ist auch letzte Woche zu stark angestiegen.» Grund dafür sei vor allem das für die Jahreszeit kühle Wetter.

Abhängigkeit von Russen-Gas nimmt ab

Die vollen Gasspeicher in Frankreich dürften auch in der Schweiz für Aufatmen sorgen. «Ich kann bestätigen, dass in jüngster Zeit, mehr Gas aus Frankreich als aus Deutschland in die Schweiz geliefert wird», zitiert der «Tages-Anzeiger» einen Sprecher des Verbands der Schweizer Gasindustrie.

Für die Schweiz ist das aus mehreren Gründen vorteilhaft. Seit Start der russischen Ukraine-Invasion versucht die hiesige Gasindustrie, ihre Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren. Dieses wird zumeist über Deutschland in die Schweiz transportiert.

Zudem sinkt der Preis für französisches Gas seit längerem. Ende August erreichte er ein Rekordhoch von über 300 Franken pro Megawattstunde, inzwischen ist er wieder auf zuletzt 92 Franken gesunken. Kann die Schweiz einen Grossteil ihres Bedarfs mit Gas aus Frankreich decken, könnte das auch hierzulande eine beruhigende Wirkung auf die Energiepreise haben. (ste)


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