Die Folgen der Air-Berlin-Insolvenz sind für Ryanair-CEO Michael O'Leary (56) klar: Fluggäste müssten künftig höhere Preise für Tickets zahlen, polterte der Billigflieger-Rivale gestern. O'Learys Unternehmen legte Beschwerde bei den Wettbewerbsbehörden ein. Er vermutet ein «Komplott». Der Insolvenzantrag sei mit dem Ziel aufgegleist worden, dass die Lufthansa eine schuldenfreie Air Berlin übernehmen und der Swiss-Mutterkonzern seine Dominanz im Flugmarkt weiter ausspielen könne.
Auch wenn der Lufthansa-Konzern selbst nur Teile der insolventen Airline übernimmt, muss das jedoch nicht automatisch Flüge verteuern: «Ich erwarte nicht, dass das Verschwinden von Air Berlin auf breiter Front zu steigenden Ticketpreisen führen wird», sagt Luftfahrt-Experte Heinrich Grossbongardt (61) dem Nachrichtenportal «Spiegel Online».
Wettbewerb bleibt gross
Es werde auch künftig nicht an Wettbewerb mangeln. Grossbongardt verweist auf Ryanairs Billigflieger-Konkurrenten Easyjet, Wizzair und Eurowings, die Tiefpreistochter der Lufthansa.
Felix Methmann von der deutschen Verbraucherzentrale Bundesverband ergänzt: «Der Wettbewerb könne sich künftig durchaus verschärfen», sagt er mit Blick auf die Angebote zahlreicher europäischer Billigfluggesellschaften. Laut Methmann leidet Air Berlin an Überkapazitäten, die nun abgebaut werden dürften. «Die haben viele ihrer Flugzeuge schlicht nicht vollbekommen.»
Weniger Konkurrenz, höhere Preise ab Zürich?
Vom Flughafen Zürich aus bedient Air Berlin aktuell vier Destinationen: Berlin, Düsseldorf (D), Olbia (I) und Westerland auf Sylt (D). Die beiden Ersteren sind Drehkreuze für Air-Berlin-Verbindungen in die ganze Welt.
Es kann durchaus sein, dass im Zuge einer Air-Berlin-Übernahme hier die Lufthansa-Tochter Swiss bald weniger Konkurrenz hat. Und das könnte eben doch die Preise für Flugtickets verteuern. Ein Beispiel ist die teure Paradestrecke Zürich nach Frankfurt (D), die lediglich von der Lufthansa und ihrer Tochter geflogen wird.
Die Flotte der einst stolzen Swissair blieb am Boden, als der nationalen Airline das Geld ausgegangen war. Auch Air Berlin ist jetzt pleite – aber fliegt weiter. Möglich ist das nur, weil der deutschen Regierung Jobs wichtiger sind als Prinzipien.
Das Bild ist eingebrannt in das kollektive Gedächtnis der Schweiz. 2. Oktober 2001, über siebzig Flieger der einst stolzen Swissair stehen am Boden. Das Grounding der Airline nach über siebzig Jahren Luftfahrt.
Am Schluss kämpfte im Grunde nur noch einer für das Schweizer Kreuz auf der Heckflosse: Mario Corti, der letzte Swissair-Chef, bettelte bei den Banken um die rechtzeitige Überweisung des Geldes für den Kauf der Swissair-Tochter Crossair. Er bettelte beim Bundesrat um eine Bürgschaft, die hätte helfen sollen, den Liquiditätsengpass zu überbrücken. Beim Bund blitzte er ab, die UBS überwies das Bare später als abgemacht. Das bedeutete das Ende der nationalen Luftfahrtgesellschaft, an der vielfältige öffentliche Körperschaften beteiligt waren.
In der EU eigentlich verboten
Jetzt hat Air Berlin Insolvenz angemeldet. Zu den grössten Aktionären gehört die Golf-Airline Etihad Airways sowie die ESAS Holding, eine türkische Beteiligungsgesellschaft im Besitz einer Industriellenfamilie vom Bosporus. Dennoch sprach die deutsche Bundesregierung ohne Zögern einen Überbrückungskredit über 150 Millionen Euro, um die Flieger in der Luft zu halten. Sie wollte das Grounding der seit Jahren hochdefizitären privaten Fluggesellschaft verhindern, obwohl zumindest vordergründig keine deutschen Interessen im Spiel sind. Und sie nahm damit in Kauf, mit dem Scheckbuch in der Hand Strukturpolitik zu betreiben – was die EU eigentlich verbietet.
Steuergelder liefern Sauerstoff
Warum geht bei Air Berlin, was bei der Swissair nicht ging? Es geht um einige tausend Arbeitsplätze – und geht es um Jobs, stehen in Deutschland die Gebote der freien Marktwirtschaft gewöhnlich nicht mehr zuoberst auf der politischen Agenda. Zum anderen wird die Lufthansa wohl Flieger und Strecken der Air Berlin übernehmen können, gleichzeitig wird die Offensive der Konkurrenz aus den Vereinigten Arabischen Emiraten elegant gestoppt. In Deutschland genügt dies, um wirtschaftsliberale Grundsätze über Bord zu werfen. In der Schweiz scheinen diese in Stein gemeisselt. Deshalb musste die Swissair sterben. Air Berlin bekommt Sauerstoff in Form von Steuergeldern.
Die Flotte der einst stolzen Swissair blieb am Boden, als der nationalen Airline das Geld ausgegangen war. Auch Air Berlin ist jetzt pleite – aber fliegt weiter. Möglich ist das nur, weil der deutschen Regierung Jobs wichtiger sind als Prinzipien.
Das Bild ist eingebrannt in das kollektive Gedächtnis der Schweiz. 2. Oktober 2001, über siebzig Flieger der einst stolzen Swissair stehen am Boden. Das Grounding der Airline nach über siebzig Jahren Luftfahrt.
Am Schluss kämpfte im Grunde nur noch einer für das Schweizer Kreuz auf der Heckflosse: Mario Corti, der letzte Swissair-Chef, bettelte bei den Banken um die rechtzeitige Überweisung des Geldes für den Kauf der Swissair-Tochter Crossair. Er bettelte beim Bundesrat um eine Bürgschaft, die hätte helfen sollen, den Liquiditätsengpass zu überbrücken. Beim Bund blitzte er ab, die UBS überwies das Bare später als abgemacht. Das bedeutete das Ende der nationalen Luftfahrtgesellschaft, an der vielfältige öffentliche Körperschaften beteiligt waren.
In der EU eigentlich verboten
Jetzt hat Air Berlin Insolvenz angemeldet. Zu den grössten Aktionären gehört die Golf-Airline Etihad Airways sowie die ESAS Holding, eine türkische Beteiligungsgesellschaft im Besitz einer Industriellenfamilie vom Bosporus. Dennoch sprach die deutsche Bundesregierung ohne Zögern einen Überbrückungskredit über 150 Millionen Euro, um die Flieger in der Luft zu halten. Sie wollte das Grounding der seit Jahren hochdefizitären privaten Fluggesellschaft verhindern, obwohl zumindest vordergründig keine deutschen Interessen im Spiel sind. Und sie nahm damit in Kauf, mit dem Scheckbuch in der Hand Strukturpolitik zu betreiben – was die EU eigentlich verbietet.
Steuergelder liefern Sauerstoff
Warum geht bei Air Berlin, was bei der Swissair nicht ging? Es geht um einige tausend Arbeitsplätze – und geht es um Jobs, stehen in Deutschland die Gebote der freien Marktwirtschaft gewöhnlich nicht mehr zuoberst auf der politischen Agenda. Zum anderen wird die Lufthansa wohl Flieger und Strecken der Air Berlin übernehmen können, gleichzeitig wird die Offensive der Konkurrenz aus den Vereinigten Arabischen Emiraten elegant gestoppt. In Deutschland genügt dies, um wirtschaftsliberale Grundsätze über Bord zu werfen. In der Schweiz scheinen diese in Stein gemeisselt. Deshalb musste die Swissair sterben. Air Berlin bekommt Sauerstoff in Form von Steuergeldern.