Die erste Bilanz des Harte-Franken-Winters
Verhageltes Geschäft trotz eitel Sonnenschein

Der mieseste Winter seit 25 Jahren, den die Bergbahnen letztes Jahr verzeichneten, wird übertrumpft. Das scheint jedoch erst der Anfang zu sein. Das grosse Loch wird im Sommer spürbar werden.
Publiziert: 17.02.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 01:20 Uhr
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Zermatt: Je schlechter der Euro-Franken-Kurs, desto weniger ausländische Gäste besuchen die Matterhornregion, stellen Touristiker fest.
Foto: Christof Sonderegger
Von Vinzenz Greiner

Die erste Bilanz der laufenden Wintersaison erwischt die Schweiz eiskalt: Trotz eitel Sonnenschein im Februar zeigen uns viele Ski-Touristen die kalte Schulter. Vor allem den Deutschen ist die Schweiz nach dem Mindestkurs-Aus im Januar zu teuer. Die «Wechselkurssensitiveren» Gäste kommen bereits nicht mehr in die Schweiz, sagt Richard Kämpf. Laut dem Leiter Tourismus beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) stellt sich jetzt zudem die Frage, wer von den anderen Gästen überhaupt noch hierher komme.

Fakt ist: Die Bergbahnen verzeichnen seit Saisonbeginn bis Ende Januar über 15 Prozent weniger Gäste im Vergleich zur letzten Wintersaison. In der Ostschweiz brachen die Gästezahlen um fast ein Viertel, im Berner Oberland um fast ein Drittel ein. Viele Hotelliers in den Ski-Regionen hoffen auf kurzfristige Buchungen im März. Doch im kommenden Monat schlägt der harte Franken erst voll ein. Beispiel Adelboden BE: Die Tourismus-Direktion sagt auf Anfrage, dass kaum noch Buchungen aus dem Euro-Raum für März und April hereinkommen.

Gleiches Bild in Zermatt VS: Hier verläuft die Zahl der Hotelübernachtungen von Deutschen entlang des Euro-Franken-Kurses. Seit 2008 geht es nach unten. «Es gibt eindeutige Parallelen», so Zermatt Tourismus. Auf Ostern hin könnte es also noch schlimmer werden. Tristesse in Davos GR: «Für März verzeichnen die Hotels aufgrund des starken Frankens einen Buchungsstopp», sagt Nuot Lietha von der Tourismusorganisation Davos Klosters. «Viele Touristen schauen wohl noch, wie sich der Franken einpendelt.» Im Oberengadin – die einzige Region in Graubünden mit einem Skigäste-Plus in dieser Saison – bemüht man sich schon seit Jahren, «Risiken wie Wechselkursschwankungen zu verteilen», sagt St. Moritz-Tourismus-Chefin Ariane Ehrat. Als der Franken 2011 erstarkte, entschied man, Hotelgästen ab der zweiten Nacht, den Tages-Skipass für nur 35 Franken zu verkaufen. Ausserdem spreche die Tourismus-Region seit acht Jahren gezielt Gäste ausserhalb des Euro-Raumes an. «Wir hoffen, dass uns dennoch die Schweizer Gäste weiter die Treue halten und etwaige Verluste durch ausbleibende Kunden aus dem Euro-Raum ausgleichen», so Ehrat.

Insgesamt zeichnet sich jedoch ab: Diese Saison wird wohl noch schlechter als jene des Vorjahres. Damals verzeichneten die Bergbahnen den miesesten Winter seit 25 Jahren.

Richard Kämpf vom Seco muss seine Prognosen 2015 für die Hotellerie revidieren. Im Oktober rechnete er noch mit einem Plus von 1.6 Prozent bei den Schweizer und 2.4 Prozent bei ausländischen Gästen. Die Prognosen haben seit dem Mindestkurs-Aus keinen Bestand mehr. Sie könnten ins Negative abrutschen, warnt Kämpf die Branche.

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