Stefan Meier (42), Chefingenieur bei Edelweiss Air, steht die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Kurz nach zehn Uhr morgens hebt der erste seiner Flieger am Dübendorfer Militärflugplatz ab. Damit holt die Lufthansa-Tochter das erste von fünf in Dübendorf ZH abgestellten Flugzeugen aus dem Corona-Grounding zurück. Ein weiteres Flugzeug werde heute Nachmittag zurückgeflogen, die restlichen nächste Woche, sagt Meier.
In der Luft bleibt der Airbus A320 aber nur kurz. Gerade einmal zwanzig Minuten dauert die Rückführung zum acht Kilometer entfernten Passagierflughafen in Kloten ZH – wohl der kürzeste Flug in der Geschichte der Airline, Schlaufe übers Mittelland inbegriffen! Pilot Michael Alb (39) steigt nach über zwei Monaten heute zum ersten Mal wieder ins Cockpit. «Ein grossartiges Gefühl», sagt Alb. Ausser Form geraten ist der Edelweiss-Pilot durch die Zwangspause aber nicht: «Wir haben während des Lockdowns im Flugsimulator weitertrainiert.»
Direkt nach Portugal weiter
Edelweiss nutzt die Rückführung, um Sicherheitschecks an der Maschine durchzuführen. Am Donnerstag wird die Maschine – dann mit Passagieren – ins portugiesische Faro weiterfliegen. Die Feriendestination wird von Edelweiss seit Ende Mai wieder angeflogen.
Die mit Milliarden-Garantien des Bundes ausgestattete Lufthansa-Tochter plant ihren Flugplan auch weiterhin zünftig hochzufahren. Auf 80 Prozent der Kurz- und 40 Prozent der Langstrecken will die Airline bis Ende Jahr wieder im Einsatz sein. Mehr lohnt sich wegen der strengen Corona-Regimes vieler Länder aber nicht.
Platzmangel am Zürcher Flughafen
Mit der Rückführung der Edelweiss-Flugzeuge nimmt ein ungewöhnliches Stück Schweizer Aviatik-Geschichte ein Ende: Mitte März mussten die während der Corona-Krise gegroundeten Airlines Swiss und Edelweiss wegen Platzmangels Teile ihrer Flotte nach Dübendorf verlegen. Edelweiss-Ingenieur Meier sagt, es habe geschmerzt, die ganze Flotte am Boden zu sehen. «Bei mir kamen Erinnerungen an den Swissair-Konkurs hoch.»