Futuristische Züge aus China und Japan
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22 Meter lange Nase:Futuristische Züge aus China und Japan

Die Asiaten rollen uns davon
Mit diesen Zügen will China die Welt erobern

Entwicklungen im Schweizer Zugverkehr geschehen oft langsam und behäbig. Derweil gewinnt der Schienenverkehr in China gerade erst richtig an Fahrt. Bereits heute sind chinesischen Zugbauer daran, der europäischen Konkurrenz davonzurollen.
Publiziert: 04.03.2019 um 20:26 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2019 um 10:19 Uhr
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Ein Modell des Fuxing-Hochgeschwindigkeitszugs aus China. Diese Züge können über 400 Km/h schnell fahren.
Foto: AFP
Noé Waldmann

Seit 2008 hat der staatliche chinesische Zugkonzern China Railway Rolling Stock Corporation (CRRC) jährlich mehr Schienen-Kilometer gebaut, als die SBB betreibt. Auch wenn die chinesischen Provinzregionen bei Weitem nicht so gut erschlossen sind, wie ländliche Regionen in der Schweiz: China ist gerade daran, die Zugnation Schweiz zu überholen. Und das nicht nur bei der Infrastruktur, sondern auch in punkto Zug-Technologie.

Mit der Einführung der Fuxing-Züge im 2017 hat China die Speerspitze ihrer Offensive lanciert. Fuxing heisst auf Deutsch «Verjüngung». Diese Züge sind im Normalbetrieb mit 350 Km/h unterwegs. Doch bereits jetzt wartet die nächste Generation an hochmodernen chinesischen Zügen auf ihren Einsatz. 

Der sportliche Doppelstöcker

Dieser Zug soll europäischen Zugbauern den Boden abgraben: Ein topmoderner Doppelstöcker mit einer Höchstgeschwindigkeit von rund 350 Km/h. Entwickler der Maschine ist die chinesische Akademie der Wissenschaften – ohne Beihilfe aus dem Westen. 350 Km/h sind schneller als jeder andere Doppelstockzug auf der Welt. Damit übertrifft der chinesische Zug den bisherigen Rekordhalter Alstom mit seinen TGV-Euroduplex-Zügen.

Um diesen Rekord zu brechen, mussten die Chinesen technisch einige Hürden überwinden. Die grösste Herausforderung war die Verteilung des Gewichts. Denn um das hohe Tempo in der Kurve zu halten, muss der Schwerpunkt so tief wie möglich liegen. Auch der Antrieb der Doppelstock-Züge ist ausgefeilter. So sind die Räder neu einzeln steuerbar, was nach Angaben des Herstellers eine Verbesserung der Traktion um 40 Prozent bewirke.

Der clevere Selbstfahrende

Aber nicht nur bei Doppelstock-Zügen sind die Chinesen Vorreiter. 2020 folgen in China Züge ohne Lokführer. Schon über 190'000 Kilometer haben diese in der Testphase zurückgelegt. Der staatliche Zugbauer CRRC Zhuzhou Locomotive Co hat angekündigt, dass der automatisierte Zug mit 200 Km/h über die Schienen brettern wird. Auch das ist – für selbstfahrendes Rollmaterial– ein Rekord.

Besonders stolz ist Zhou Qinghe, der Chef des Zugbauers, auf das «Hirn» der Züge. Der leistungsstarke Computer steuert nicht nur den Zug, sondern kommuniziert mit anderen Lokmotiven und passt automatisch die Geschwindigkeit an, um den Fahrplan einzuhalten. Sogar Fehler an Fahrzeug, Schienen und bei der Stromversorgung kann die künstliche Intelligenz in Echtzeit analysieren und darauf reagieren. Alle zur Entwicklung benötigten Patente seien in chinesischer Hand. In der Schweiz sind selbstfahrende Züge erst ab 2025 geplant. 

Auch Japan ist meilenweit voraus

Nicht nur China, sondern auch Japan ist den Schweizern eine Zuglänge voraus: Dort wird gerade die neuste Generation der Hochgeschwindigkeitszüge auf die Schiene gebracht. Das auffälligste Merkmal: die 22 Meter lange Nase des Prototypen. Diese verringert nicht nur den Luftwiderstand, sondern auch den durch den Zug verursachten Lärm. Ab Mai 2019 flitzt der schnittige Zug zur Probe durch die japanische Landschaft.

Der neue «Shinkansen», wie Hochgeschwindigkeitszüge in Japan heissen, soll 40 Km/h schneller unterwegs sein als sein Vorgängermodell. Die Maximalgeschwindigkeit beträgt damit neu 360 Km/h – 10 Km/h mehr als der aktuelle Standard bei den Chinesen. Beim Tempo liefern sich China und Japan ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Im April 2015 hat ein Shinkansen-Magnetschwebezug den Geschwindigkeitsrekord für Passagierzüge gebrochen. Die bemannte Lokomotive erreichte mit sieben Wagen die Rekordgeschwindigkeit von 603 Km/h. 

Bahnbrechender Börsengang

Schweizer können nicht nur als Touristen von den schnellen Zügen in China profitieren: Der Staatskonzern CRRC hat kürzlich angekündigt, mit der Verbindung zwischen Peking und Schanghai an die Börse zu gehen. Der chinesische Finanzhüter prüft derzeit das Gesuch. Ob die Aktien der Zugstrecke so rasant zulegen wie das chinesische Schienennetz, bleibt jedoch offen. 

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